Ärztliche Weiterbildung muss finanziert werden

Berlin – Trotz jahrelanger Diskussionen gibt es noch keine nachhaltige Lösung zur Ausfinanzierung der ärztlichen Weiterbildung. Dies beklagte Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer (BÄK), gestern im Rahmen eines vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) organisierten Gesprächsforums.
Insbesondere die Finanzierung im ambulanten Sektor verursache zunehmend Probleme – einige Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) müssten bezüglich ihrer Fördermöglichkeiten bereits „bremsen“, so Lundershausen. Die Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten stelle eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar.
Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein, verwies ebenfalls darauf, dass die Weiterbildungsförderung durch KVen an Grenzen stoße und auf „breitere Schultern“ verteilt werden müsse. Dies gelte um so mehr, als das die für die KVen verfügbaren Gelder ohnehin eigentlich für die Patientenversorgung gedacht seien.
Auf schwierige Rahmenbedingungen für die Weiterbildung wies auch Johannes Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe und Vorsitzender der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer (BÄK), hin. Dabei sei klar, dass die Relevanz der ambulanten Versorgung künftig weiter steigen werde.
Medizinische Leistungen würden vermehrt ambulant erbracht und der Versorgungsbedarf mit immer mehr älteren, multimorbiden und pflegebedürftigen Patienten mit dem Wunsch nach wohnortnaher haus- und fachmedizinischer Versorgung werde steigen. Dies erfordere eine entsprechende Berücksichtigung in der ärztlichen Weiterbildung.
Gehle betonte, die 2018 novellierte Muster-Weiterbildungsordnung (MWBO) ermögliche bei allen 52 Facharztweiterbildungen einen Anteil ambulanter Weiterbildung – zudem wurde in 35 Facharztweiterbildungen der mögliche Anteil ambulanter Weiterbildung flexibilisiert.
Allerdings gebe es schwierige Rahmenbedingungen für die Weiterbildung, insbesondere erfolge keine kostendeckende Finanzierung. Die derzeitigen Förderansätze – die ohnehin an Grenzen stießen – stellten eben keine Finanzierung dar. Ärztliche Weiterbildung müsse kostendeckend erfolgen und als gesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen werden, so Gehle.
Auch Bergmann hob auf die MWBO ab. Diese sei „sehr fortschrittlich“ und gestatte in der Theorie Vieles – allerdings hänge man bezüglich der Nutzung dieser Möglichkeiten aufgrund mangelhafter Strukturen hinterher.
So sei etwa vernetztes Arbeiten über Sektorengrenzen hinweg nicht abgebildet. „Viel Luft nach oben“ gebe es bei Weiterbildungsverbünden, da die Sektoren oft noch „kompetitiv“ aufgestellt seien – dies müsse überwunden werden.
Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, forderte in diesem Zusammenhang „gleich lange Spieße“ bezüglich ambulanter und stationärer Weiterbildung.
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