Aktionsbündnis fordert Nationalen Aktionsplan Patientensicherheit

Berlin – Angesichts vermeidbarer Fehler im Gesundheitssystem spricht sich eine Initiative für politische Schritte für mehr Patientensicherheit aus. Man fordere einen Nationalen Aktionsplan Patientensicherheit mit konkreten Maßnahmen, klaren Verantwortlichkeiten und verbindlicher Umsetzung, sagte die Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS), Ruth Hecker, heute in Berlin.
Das Bündnis hat eine entsprechende Petition gestartet, die noch einige Woche mitgezeichnet werden kann. Zentrale Forderung der Petition an den Bundestag ist es, den Globalen Aktionsplan für Patientensicherheit 2021-2030 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) strukturiert zu finanzieren und mit politischer Unterstützung bis 2030 umzusetzen. Eine sichere Behandlung von Patientinnen und Patienten müsse den höchsten Stellenwert im deutschen Gesundheitssystem haben.
Patientensicherheit sei kein Luxus, sondern müsse eine Leitplanke der Entscheidungen im Gesundheitswesen sein, betonte Hecker. Sie verwies auf die bundesweite Zahl der mehr als 150 beim MD Bund erfassten sogenannten Never Events im vergangenen Jahr, also vermeidbare kritische Ereignisse mit schwerwiegenden Schäden für Patientinnen und Patienten.
Die Zahl sei deutlich unterschätzt und es gebe es kaum Fortschritte bei dem Thema, sondern allerorten Schulterzucken und mangelnden Willen zur Transparenz, sagte Hecker. „Jedes Jahr wieder werden diese Never Events gemeldet. Und es werden dieselben Never Events gemeldet.“
Man betreibe ausdrücklich kein Ärzte- und Klinikbashing, betonte Hecker. In den seltensten Fällen lägen die Fehler in der Fachlichkeit von Ärztinnen und Ärzten, Pflegefachkräften oder anderen Gesundheitsberufen. Das hohe persönliche Engagement der Einzelnen könne aber an Grenzen stoßen: Organisations- und Prozessprobleme könnten nicht dauerhaft antizipiert und Patientensicherheit sichergestellt werden.
Die APS-Vorsitzende sprach von einem Dominoeffekt: Politische Entscheidungen wirkten sich auf die Organisationsebene aus, deren Entscheidungen wiederum auf der Arbeitsebene Folgen hätten. „Kurzum ein landes- und bundespolitisches Entscheidungsverhalten hat einen wesentlichen Einfluss auf den Alltag der Healthcare-Worker.“ Patientensicherheit dürfe kein Lippenbekenntnis bleiben.
Der Generalsekretär des APS, Joachim Maurice Mielert, kritisierte es als „nicht ansatzweise zielführend“, dass das nach seinen Worten überfällige Never-Event-Register nun in Richtung eines Innovationsfonds-Projektes geschoben werden solle. Er begründete dies vor allem mit den der begrenzten Laufzeit von Innovationsfondsprojekten.
Ein Never-Event-Register müsse aber vielmehr gezielt und nachhaltig installiert werden – „und zwar schnell“, sagte Mielert. „Ich möchte hier sehr deutlich sagen, dass das Aktionsbündnis Patientensicherheit als Autor der Never-Event-Liste natürlich prädestiniert ist, ein Never-Event-Register in Deutschland zu führen.“ Die genannte Liste beschreibt das APS selbst als „Lerninstrument für eine ausgeprägte Sicherheitskultur“.
Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie unterstütze den Globalen Aktionsplan Patientensicherheit, sagte deren Generalsekretär Thomas Schmitz-Rixen. Er betonte, dass die Krankenhausreform, die Ende vergangener Woche den Bundesrat passierte, die Möglichkeiten gelegt habe, um eine Qualitätsverbesserung im Gesundheitssystem zu bewirken. Ein Never-Event-Register gehöre seiner Ansicht nach in die Verantwortung der ärztlichen Selbstverwaltung.
Die Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Overwiening sagte, Patientensicherheit habe viel mit Arzneimitteltherapiesicherheit zu tun. Patienten seien oft auch aufgrund politischer Rahmenbedingungen nicht ausreichend sensibilisiert, was ihre Arzneimitteltherapie bedeute. Häufig würden Arzneimittel bagatellisiert und trivialisiert. Sie warb für die Rolle von Apotheken vor Ort, um Arzneimitteltherapie- und damit Patientensicherheit zu unterstützen.
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