„Handy-Diät“ und Null-Promille-Grenze im Straßenverkehr gefordert

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hat eine konsequente „Handy-Diät“ im Straßenverkehr sowie Einhaltung der Null-Promille-Grenze gefordert. Hintergrund ist die aktuell vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Verkehrsunfallstatistik. Demnach wurden im vergangenen Jahr 3.459 Menschen auf deutschen Straßen getötet. Im Vergleich zum Vorjahr (3.377) ist das ein Anstieg um 2,4 Prozent. Damit ist die Anzahl der Unfalltoten zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Zuvor war die Zahl der tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmer über Jahrzehnte kontinuierlich gesunken.
„Diese Bilanz zeigt, dass sinkende Unfallzahlen kein Selbstläufer sind und sämtliche Anstrengungen zur Unfallprävention nicht nachlassen dürfen“, sagt DGOU-Generalsekretär Reinhard Hoffmann. Experten zufolge gehen viele Unfälle auf Handy-Nutzung und Alkohol am Steuer zurück. Hier sieht die DGOU Handlungsbedarf.
„Wer bei Tempo 50 nur fünf Sekunden mit dem Handy beschäftigt ist, befindet sich mit seinem Auto 70 Meter im Blindflug“, warnte Hoffmann. Der Griff zum Handy steigere die Unfallgefahr etwa um das Fünffache, das Lesen und Schreiben von Nachrichten sogar um das Zehnfache. „Es ist lebensgefährlich, während der Fahrt mit dem Smartphone zu hantieren“, betonte Hoffmann. Angesichts des hohen Unfallrisikos zeige die aktuelle Bußgeldhöhe von 60 Euro für Autofahrer inklusive einem Punkteeintrag im Fahreignungsregister (FAER) in Flensburg beziehungsweise 25 Euro für Fahrradfahrer offensichtlich keine ausreichende Abschreckungswirkung.
Auch das Fahren unter Alkoholeinfluss gehört der DGOU zufolge zu den Hauptursachen schwerer und tödlicher Verkehrsunfälle. Dennoch begehen Autofahrer in Deutschland erst ab 0,5 Promille eine Ordnungswidrigkeit, ab 1,1 Promille eine Straftat. Für Fahrradfahrer gilt im Straßenverkehr ein Alkoholgrenzwert von 1,6 Promille.
„Ausfallerscheinungen können aber bereits bei niedrigeren Blutalkoholwerten auftreten, Autofahrer können Entfernungen anderer Verkehrsteilnehmer und Geschwindigkeiten oft gar nicht mehr realistisch einschätzen“, erklärte Christopher Spering, Sektionsleiter Prävention der DGOU. Angesichts der hohen Zahl der Unfallopfer sei die Einführung eines konsequenten Alkoholverbots sowohl am Steuer als auch auf dem Rad nur logisch.
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