Ärzteschaft

Ambulante Operationen: HNO-Verband enttäuscht von Bundesrat

  • Donnerstag, 11. Juli 2024
/Rido, stock.adobe.com
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Neumünster – Der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte (HNO) gibt seine bisherigen Proteste in Bezug auf die Finanzierung ambulanter HNO-Operationen auf. Der Verband zeigte sich an­gesichts von Empfehlungen des Bundesrates, ambulante Operateure zur Leistungserbringung zu verpflichten, „entsetzt“.

„Wir sind in der gesetzlichen Krankenversicherung in einer Sackgasse angekommen. Statt sich konstruktiv mit einem Problem auseinanderzusetzen, sollen Ärztinnen und Ärzte mit Zwangsmaßnahmen an den OP-Tisch dirigiert werden“, monierte der Präsident des HNO-Berufsverbands, Jan Löhler.

Im Ergebnis würden nicht mehr Operationen stattfinden, sondern weitere Operateure ihre Zulassung zum ambulanten Operieren zurückgeben. „Damit leistet die Politik den betroffenen Kindern einen Bärendienst. Die Wartezeiten werden nicht sinken, sondern steigen“, so Löhler. Der Verband bezieht sich mit seiner Kritik auf die Stellungnahme des Bundesrates zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz.

In Bezug auf ambulante Operationen heißt es dort: „Gesetzlich versicherte Patienten haben einen Anspruch auf diese Leistungen und dürfen bei Vorliegen einer Genehmigung und einer entsprechenden Spezialisierung nur in begründeten Fällen abgewiesen werden, beispielsweise bei Auslastung der Praxis oder bei nachhalti­ger Störung des Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt beziehungsweise Ärztin und Patientin beziehungs­weise Patient.“

Der Bundesrat empfiehlt, „den Kassenärztlichen Vereinigungen die Durchsetzung des Sicherstellungsauftrags gegenüber den Vertragsärztinnen und Vertragsärzten in materieller Hinsicht durch die Klarstellung in Bezug auf den Umfang des Sicherstellungsauftrags“, zu erleichtern.

Laut dem HNO-Verband geht die Zahl der ambulant erbrachten Polypenentfernungen und der Teilentfernung der Gaumenmandeln bereits seit dem Jahr 2019 zurück.

„Wir haben in den letzten anderthalb Jahren zahllose Interviews gegeben, Gespräche mit Politikern, Vertretern von Krankenkassen und der ärztlichen Selbstverwaltung geführt sowie in einer Online-Petition knapp 80.000 Unterschriften gesammelt. Das Ergebnis ist ernüchternd“, so Löhler.

Der Verband werde daher seinen Protest einstellen. Es sei nun die individuelle Entscheidung eines jeden operierenden Kollegen, ob die Versorgung unter den gegebenen Bedingungen fortgesetzt werden könne oder nicht, so der Verbandspräsident.

„Aufgrund des Ärztemangels, des Fachkräftemangels und der fortgesetzten Budgetierung fachärztlicher Leistungen werden sich Patientinnen und Patienten bei vielen Leistungen auf lange Wartezeiten und Triage-ähnliche Verhältnisse einstellen müssen“, sagte Löhler.

hil

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