Ambulante Pflegedienste beim Umgang mit antibiotikaresistenten Erregern oft überfordert

Berlin – Viele ambulante Pflegedienste sind überfordert, wenn die von ihnen betreuten Menschen Träger antibiotikaresistenter Erreger sind. Das berichtet das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) auf der Basis einer Studie von ZQP und Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Studie ist in der Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen erschienen (ZEFQ; doi: 10.1016/j.zefq.2018.07.001).
Laut ZQP war 2016 deutschlandweit in etwa jedem zweiten nicht spezialisierten Pflegedienst von mindestens einem Mitarbeiter bekannt, dass dieser in den zurückliegenden zwölf Monaten mit Problemkeimen bei Pflegebedürftigen konfrontiert gewesen war. In 95 Prozent der benannten Fälle handelte es sich um MRSA-Bakterien.
In der ZEFQ-Publikation kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass in nur etwa 50 Prozent von MRSA-Fällen eine fachgerechte MRSA-Versorgung erfolgen kann. Denn in jeweils fast einem Drittel der an der Studie teilnehmenden Dienste fehlte ein festes MRSA-Sanierungsschema (29,3 Prozent) oder gab es kein Protokoll für MRSA-Sanierung (28,7 Prozent).
In den Diensten, in denen solche Strukturen etabliert waren, fehlte den Mitarbeitenden teilweise die Kenntnis darüber. So waren dort 25,6 Prozent der Befragten das vorhandene Sanierungsschema nicht bekannt – das Sanierungsprotokoll war 26,8 Prozent der Befragten unbekannt.
Die Untersuchung legt darüber hinaus nahe, dass sich regelmäßig durchgeführte Hygieneschulungen positiv auf das Hygienemanagement auswirken. Bei denjenigen Pflegekräften, die an einer entsprechenden Schulung innerhalb der letzten zwölf Monate teilnahmen, waren die Kenntnisse über das Vorhandensein von festen MRSA-Sanierungsschemata, Sanierungsprotokollierung und Verfahrensanweisungen zum Umgang mit speziellen Erregern besser als bei den anderen Befragten.
„Die fachgerechte Umsetzung von Hygienemaßnahmen in ambulanten Diensten insbesondere im Umgang mit pflegebedürftigen Menschen, die von Problemkeimen betroffen sind, ist ein wichtiger Faktor für deren Sicherheit aber auch für die Sicherheit anderer Patienten im Versorgungsystem“, sagte Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP. Er betonte, die Qualität des Hygienemanagements eines Dienstes könne oft erheblich dazu beitragen, dass besiedelte Patienten von diesen Erregern befreit und Keime nicht weiterverbreitet würden.
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