Analyse: Investitionen in ärztliche Existenzgründungen weiter gestiegen

Berlin – Die Investitionen in ärztliche Existenzgründungen sind 2021/2022 weiter gestiegen. Dies geht aus einer vorgelegten Analyse der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) und des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) hervor.
Demnach entschieden sich Ärztinnen und Ärzte, die sich niederlassen wollen, am häufigsten für die Übernahme einer Einzelpraxis – im Erfassungszeitraum 2021/2022 waren dies 49 Prozent. Für eine Niederlassung in Teilzeit hat sich ein Fünftel aller Ärzte entschieden – hinzu kamen Niederlassungen in einer Kooperation.
Die Gesamtkosten einer ärztlichen Existenzgründung in einer Einzelpraxis beliefen sich 2021/2022 bei hausärztlichen Praxen auf 179.100 Euro (2019/2020: 169.300 Euro).
Ein Blick auf die fachärztlichen Existenzgründungen zeigt, dass auch dort 2021/2022 die Kosten grundsätzlich gestiegen sind. Hier macht vor allem das Fachgebiet den Unterschied: Die höchsten Investitionen entfielen bei den analysierten Fachrichtungen auf die orthopädischen Praxen. Dort erforderte die Übernahme als Einzelpraxis durchschnittlich 507.600 Euro (2019/2020 waren es knapp über 400.000 Euro).
Die Niederlassung in einer übernommenen gynäkologischen Praxis kam demnach mit etwa der Hälfte an Gesamtinvestitionen im Schnitt aus (251.600 Euro). Für die Psychotherapeuten und Psychiater ist die Existenzgründung mit durchschnittlich 59.200 Euro nochmals deutlich günstiger.
„Die gestiegenen Praxisinvestitionen zeugen einmal davon, dass die Nachfrage nach Arztpraxen nach wie vor da ist. Sie zeigen aber auch, dass die Modernisierung und Ausstattung immer kostenintensiver wird, und die Inflation auch hier ihre Spuren hinterlässt“, kommentierte Daniel Zehnich, apo-Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und Beteiligungen.
Für die Sicherung der wohnortnahen und flächendeckenden ambulanten Versorgung sei es deshalb sehr wichtig, dass die Ärztinnen und Ärzte, die sich für diese Art der Berufsausübung entschließen, die Zuversicht haben, diese hohen Gründungsinvestitionen perspektivisch erwirtschaften zu können, so Zehnich.
„Zwar lässt sich die wirtschaftliche Tragfähigkeit einer Praxis grob berechnen, doch Geld ist nicht alles, und entsprechend sollte auch der aktuelle Unmut der niedergelassenen Ärzteschaft über die Rahmenbedingungen ernstgenommen werden, damit eine eigene Praxis auch für nachfolgende Generationen erstrebenswert bleibt.“
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