Armutskonferenz kritisiert Gesundheitsversorgung von Menschen mit geringem Einkommen
Berlin – Eine zu geringe öffentliche und politische Wahrnehmung des Zusammenhanges von Armut und Krankheit kritisiert die Nationale Armutskonferenz (NAK) in einem neuen Positionspapier. „Armut bedeutet mehr als den Verzicht auf Konsumgüter. Vielmehr bedeutet Armut häufig physisches und psychisches Leid, höhere Erkrankungsraten und eine signifikant geringere Lebenserwartung“, sagte Barbara Eschen, Direktorin der Diakonie Berlin-Brandenburg und Sprecherin der NAK bei der Vorstellung des Positionspapiers Mitte Juli.
Gesundheitliche Ausgaben stellten Menschen mit geringem Einkommen auch in Deutschland vor unüberwindbare Finanzierungsprobleme. „Bei der finanziellen Situation der von Armut Betroffenen kann schon eine einfache Zuzahlung von Medikamenten, insbesondere am Monatsende, schmerzhafte oder krankheitsverlängernde Folgen haben. Viele Betroffene stehen vor der Wahl, entweder ihre Medikamente kaufen zu können oder aber Lebensmittel. Die Betroffenen stehen vor der Wahl: Schmerzen oder Hunger“, sagte Manfred Klasen, Mitglied der Arbeitsgruppe Armut und Gesundheit der NAK und Geschäftsführer der Saarländischen Armutskonferenz.
Dieser Zustand widerspreche dem Anspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums, heißt es in dem Positionspapier. Die NAK fordert daher die politisch Verantwortlichen in Deutschland zum Handeln auf, um die gesundheitliche Versorgung für alle in Deutschland Lebenden unabhängig von Einkommen und sozialem Status zu gewährleisten.
Laut Robert-Koch-Institut ist die Sterberate bei armen Menschen deutlich höher. Danach sterben arme Männer in Deutschland im Durchschnitt elf Jahre früher als ihre nicht armen Geschlechtsgenossen. Arme Frauen sterben durchschnittlich acht Jahre früher als nicht arme Frauen.
„Eine adäquate Gesundheitsversorgung für Jedermann ist ein Menschenrecht. Dieses Menschenrecht wird täglich in Deutschland verletzt“, folgerte Gerhard Trabert, Vorsitzender des Vereins Armut und Gesundheit, Sprecher der Landesarmutskonferenz Rheinland-Pfalz und Mitglied der Arbeitsgruppe Armut und Gesundheit der NAK.
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