Politik

Armutskonferenz kritisiert Gesundheits­versorgung von Menschen mit geringem Einkommen

  • Freitag, 21. Juli 2017

Berlin – Eine zu geringe öffentliche und politische Wahrnehmung des Zusammen­hanges von Armut und Krankheit kritisiert die Nationale Armutskonferenz (NAK) in einem neuen Positionspapier. „Armut bedeutet mehr als den Verzicht auf Konsumgüter. Vielmehr bedeutet Armut häufig physisches und psychisches Leid, höhere Erkrankungs­raten und eine signifikant geringere Lebenserwartung“, sagte Barbara Eschen, Direkto­rin der Diakonie Berlin-Brandenburg und Sprecherin der NAK bei der Vorstellung des Positionspapiers Mitte Juli.

Gesundheitliche Ausgaben stellten Menschen mit geringem Einkommen auch in Deutsch­land vor unüberwindbare Finanzierungsprobleme. „Bei der finanziellen Situa­tion der von Armut Betroffenen kann schon eine einfache Zuzahlung von Medikamen­ten, insbesondere am Monatsende, schmerzhafte oder krankheitsverlängernde Folgen haben. Viele Betroffene stehen vor der Wahl, entweder ihre Medikamente kaufen zu können oder aber Lebensmittel. Die Betroffenen stehen vor der Wahl: Schmerzen oder Hunger“, sagte Manfred Klasen, Mitglied der Arbeitsgruppe Armut und Gesundheit der NAK und Geschäftsführer der Saarländischen Armutskonferenz.

Dieser Zustand widerspreche dem Anspruch auf Gewährleistung eines menschenwür­di­gen Existenzminimums, heißt es in dem Positionspapier. Die NAK fordert daher die politisch Verantwortlichen in Deutschland zum Handeln auf, um die gesundheitliche Versorgung für alle in Deutschland Lebenden unabhängig von Ein­kommen und sozialem Status zu gewährleisten.

Laut Robert-Koch-Institut ist die Sterberate bei armen Menschen deutlich höher. Danach sterben arme Männer in Deutschland im Durchschnitt elf Jahre früher als ihre nicht armen Geschlechtsgenossen. Arme Frauen sterben durchschnittlich acht Jahre früher als nicht arme Frauen.

„Eine adäquate Gesundheitsversorgung für Jedermann ist ein Menschenrecht. Dieses Menschenrecht wird täglich in Deutschland verletzt“, folgerte Gerhard Trabert, Vorsitzender des Vereins Armut und Gesundheit, Sprecher der Landesarmutskonferenz Rheinland-Pfalz und Mitglied der Arbeitsgruppe Armut und Gesundheit der NAK.

hil

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