Atomarer Ernstfall: Sonderaktion für kostenlose Jodtabletten endet
Aachen – Bürger in der Aachener Region haben morgen die letzte Gelegenheit, kosten- und formlos Jodtabletten zu beantragen. Die Bezugsscheine, die sie übers Internet erhalten, können sie dann nach Angaben der Behörden noch bis zum 30. November in Apotheken einlösen.
Damit läuft eine ungewöhnliche Maßnahme aus, mit der Stadt und Städteregion Aachen und drei Kreise auf die Angst der Bevölkerung vor einem Atomunfall im belgischen Tihange reagiert haben. Die Vorab-Verteilung von Jodtabletten ist bundesweit bisher nur in Ausnahmefällen und für einen sehr eng begrenzten Bereich zugelassen worden.
Wegen der Nähe zum umstrittenen belgischen Kernkraftwerk Tihange hatte die Region beim Land Nordrhein-Westfalen darauf gedrungen, die Bevölkerung schon jetzt mit den Tabletten zu versorgen. Politik und Verwaltung bezweifeln, dass dies im Ernstfall rechtzeitig gelingen kann. Die hoch dosierten Jodtabletten sollen verhindern, dass die Schilddrüse radioaktives Jod aufnimmt.
Von Anfang September bis Ende Oktober hatten knapp 40.000 Haushalte mit geschätzt 100.000 Menschen von dem Angebot Gebrauch gemacht. Anspruch haben etwa 600.000 Menschen. Viele verunsicherte Bürger hatten sich nach Einschätzung der Koordinierungsgruppe schon vorher Jodtabletten rezeptfrei in den Apotheken gekauft.
Anspruch auf die kostenlose Versorgung haben Menschen, die 45 Jahre und jünger sind, Schwangere und Stillende. Ältere Menschen sollten laut Empfehlung der Strahlenschutzkommission keine Jodtabletten nehmen, da die Nebenwirkungen dann höher wären als das Risiko, später an Schilddrüsenkrebs zu erkranken.
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