Bund und Länder stocken Vorrat an Jodtabletten massiv auf

Berlin – Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat im Auftrag des Bundesumweltministeriums 189,5 Millionen Jodtabletten in Blistern à vier Tabletten für Bund und Länder neu bestellt. Das teilte die Behörde auf ihrer Internetseite mit. Die Packungsgröße sei für Einzelpersonen ausgelegt und berücksichtige, dass in bestimmten Situationen zur mehrfachen Einnahme der Tabletten aufgefordert werden könne, hieß es.
Die Anzahl der beauftragten Tabletten beruht laut BfS auf durch die Bundesländer gemeldeten Bevölkerungszahlen in den entsprechenden Planungsgebieten beziehungsweise – für Kinder, Jugendliche bis 18 Jahre und Schwangere – in ganz Deutschland. Für die Versorgung von Pendlern, Touristen und ähnlichen Personenkreisen wurde die Beschaffungsmenge entsprechend erhöht.
Derzeit gibt es in Deutschland eine Notfallreserve von rund 137 Millionen Jodtabletten. Diese werden durch die neu bestellten Jodtabletten ersetzt, so das BfS. Ziel sei es, in einem radiologischen oder nuklearen Notfall einen „noch besseren Schutz der Bevölkerung durch eine weiträumigere Verteilung von Jodtabletten zu gewährleisten“.
Hintergrund für die Aufstockung sind erweiterte Planungsgebiete für den Notfallschutz in der Umgebung von Kernkraftwerken, die nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima aufgrund einer Empfehlung der Strahlenschutzkommission (SSK) angepasst worden sind.
Dem BfS zufolge wurden die Radien für die Verteilung von Jodtabletten auf 100 Kilometer für die gesamte Bevölkerung unter 45 Jahren sowie auf das ganze Bundesgebiet für Kinder, Jugendliche unter 18 Jahren und Schwangere ausgedehnt.
Bislang war die Verteilung von Jodtabletten für die Bevölkerung bis zu einem Alter von 45 Jahren, die weniger als 20 Kilometer von einem Kernkraftwerk entfernt lebt, sowie für alle Kinder, Jugendliche unter 18 Jahren und Schwangere im Umkreis von 100 Kilometern vorgesehen. Für Personen über 45 Jahren rät die SSK aus medizinischen Gründen von der Einnahme von hochdosierten Jodtabletten ab.
Bei einem nuklearen Unfall kann dem BfS zufolge radioaktives Jod freigesetzt werden. Um zu verhindern, dass es sich in der Schilddrüse anreichert, sollte zum richtigen Zeitpunkt nichtradioaktives Jod in Form einer hochdosierten Tablette aufgenommen werden (Jodblockade).
Jodtabletten sollten laut BfS nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Katastrophenschutzbehörden eingenommen werden – und nur in der von den Behörden genannten Dosis. Die Kosten für die Beschaffung der Jodtabletten werden vom Bund getragen. Über die Höhe sagte das BfS nichts.
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