Politik

„Bisherige Initiativen gegen Diabetes Typ 2 haben ihr Ziel verfehlt“

  • Mittwoch, 17. Mai 2017
/ freshidea, stock.adobe.com
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Berlin – Initiativen, die versuchen, den Anstieg der Diabetes-Typ-2-Erkrankungen zu senken, gibt es viele. Bisher blieben sie jedoch alle ohne Erfolg, so die Einschätzung von Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Auf der heutigen Pressekonferenz in Berlin im Vorfeld der Jahrestagung der DDG fordert er erneut eine nationale Diabetesstrategie, eine Zucker-Fett-Steuer und ein Werbeverbot für Kinderlebensmittel.

Bereits 2003 haben Verantwortliche in Politik und Selbstverwaltung das nationale Gesund­­heitsziel formuliert, das Erkrankungsrisiko für Diabetes Typ 2 zu senken. Die traurige Bilanz: Sieben Millionen Erkrankte in Deutschland allein unter den gesetzlich Krankenversicherten. Diese Zahl veröffentlichte das Zentralinstitut der kassenärztlichen Versorgung (Zi) für das Jahr 2015. Eine Dunkelziffer ist nicht inbegriffen. Es wird geschätzt, dass jedes Jahr 500.000 Menschen hinzukommen. Bis 2030 wird ein Anstieg auf circa acht Millionen erwartet.

„Bisherige Initiativen gegen Diabetes Typ 2 haben ihr Ziel verfehlt“, sagt Garlichs. „Das Geld, das hier in Prävention inves­tiert wird, könnte man in effektivere Ansätze investieren“, ist Garlichs über­zeugt. Zu den wenig nachhaltigen Projekten zählen für die DDG beispiels­weise die Plattform Ernährung und Bewegung (peb) aus dem Jahr 2004, die inzwischen auch durch Coca Cola und Ferrero unterstützt wird oder InForm, einer Initiatve für gesunde Ernährung und Bewegung aus dem Jahr 2008 (siehe Kasten).

In der Politik hat die DDG bisher nur einzelne Unterstützer für alternative Maßnahmen wie der Zucker-Fett-Steuer oder dem Werbeverbot für Kinderlebensmittel gefunden. Auch an der Diabetesstrategie hält die Fachgesellschaft seit einigen Jahren fest. Bereits 2015 kündigte Dietrich Monstadt (CDU/CSU) an, dass diese noch in diesem Jahr kommen solle.

Im Jahr 2017 hofft die DDG immer noch darauf, dass die nationale Diabetesstrategie noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet wird. „Diese Hoffnung ist aber wahr­scheinlich zu optimitisch“, muss Garlichs zugeben. Denn die im Koalitionsvertrag aufgeführten Ziele wurden vom Bundesgesundheitsministerium bereits abgearbeitet, nur die nationale Diabetesstrategie war hier nicht verankert. Kongresspräsident Dirk Müller-Wieland fordert daher, dass diese im nächsten Koalitionsvertrag aufgenommen werden solle.

Dass die Zucker-Fett-Steuer ein effektives Mittel sein kann, um einen gesünderen Lebensstil zu fördern und Neuerkrankungen zu reduzieren, will die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) in Kürze nachweisen. Als Beispiel dient die Verhältnisprävention, die eine Umstrukturierung der Mehrwertsteuer vorsieht. „Wir würden gesunde Lebensmittel von der Mehrwertsteuer befreien und damit verbil­li­gen und gleichzeitig ungesunde Lebensmittel statt mit sieben Prozent mit dem vollen Mehr­wertsteuersatz von 19 Prozent besteuern und so verteuern“, erklärt Garlichs. Die Studie, die unter anderem von Tobias Effertz von der Universität Hamburg durchgeführt wird, soll bereits im Juli vorgestellt werden.

gie

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