Zuckergesüßte Getränke werden weltweit immer günstiger

Chicago – Ein Hauptverursacher der stetig zunehmenden Zahl von Menschen mit Adipositas sind mit Zucker gesüßte Getränke. Statt die Hemmschwelle für den Kauf ungesunder Lebensmittel durch steigende Preise zu erhöhen, passiert weltweit jedoch genau das Gegenteil. In 79 von 82 untersuchten Ländern wurden gesüßte Getränke seit 1990 bis 2016 in Abhängigkeit der gestiegenen Einkommen immer erschwinglicher im Vergleich zu Wasser – auch in Deutschland. Das zeigt eine Studie von Forschern der American Cancer Society, die in Preventing Chronic Disease publiziert wurde (2017; doi: 10.5888/pcd14.160406).
Die Realpreise der gesüßten Getränke sanken im Vergleich zu den Vorjahren in 56 von 82 Ländern. Teurer wurden die Zucker-Getränke vor allem in Chile, Finnland und Papua Neuguinea. Die USA, Deutschland und Dänemark verzeichnen jährliche Rückgänge beim Preis von weniger als einem Prozent. Angeführt wird diese Preisabnahme von jährlich mehr als fünf Prozent in Island, Serbien und Thailand.
Bezieht man aber das gestiegene Einkommen und den Preisverfall in den einzelnen Ländern mit ein, kommt man zu dem Ergebnis, dass die ungesunden Getränke nur in drei der 82 Länder tatsächlich kostspieliger für die Bevölkerung wurden: Hong Kong, Papua Neuguinea und Zimbabwe.
Was das für die Bürger bedeutet, erklärt Koautor Jeffrey Drope von der American Cancer Society, Atlanta: „Ein Mensch konnte letztes Jahr 71 Prozent mehr zuckergesüßte Getränke von seinem Einkommen kaufen, als er dies noch im Jahr 1990 von einem entsprechend geringeren Einkommen vermochte.“ Besonders stark komme der Effekt in Entwicklunsgländern mit niedrigem Einkommen zur Geltung. Hier stieg die Kaufkraft für die zuckergesüßten Getränke sogar um 89 Prozent seit 1990.
Diesen Trend schreibt das Autorenteam nicht nur dem wirtschaftlichen Fortschritt zu. Auch die mangelnden Präventionsmaßnahmen der Politik seien daran Schuld. Sie sprechen ein klares Plädoyer für eine Preissteigerung ungesunder Getränke aus, um den Konsum einzudämmen. Ähnliche Forderungen haben in Deutschland bereits die Weltgesundheitsorganisation, foodwatch oder auch die Deutsche Diabetes-Gesellschaft ausgesprochen.
Die Berechnungen der Forscher um Evan Blecher vom Institute for Health Research and Policy an der University of Illinois in Chicago orientierten sich in ihrer Studie am Preis für Coca Cola. Denn Cola hat unter den zuckergesüßten Getränken mit Abstand den größten Marktanteil mit 25,8 Prozent im Jahr 2014. Als Kontrolle haben die Forscher die Kosten für in Flaschen abgefülltes Wasser untersucht. Dieses war im Vergleich zu den zuckergesüßten Getränken teurer und weniger leicht erschwinglich für die Bürger.
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