Bundesärztekammer fordert Maßnahmen gegen Lieferengpässe wichtiger Medikamente
Berlin – Die Bundesärztekammer (BÄK) hat ein Pflichtregister für Arzneimittelengpässe sowie neue Rahmenbedingungen für die Preisgestaltung von Rabattverträgen gefordert. Aktuell sind laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mehr als 23 Medikamente nicht lieferbar – darunter auch verschiedene Antibiotika sowie das Krebsmedikament Melphalan, das zur Vorbereitung der Stammzelltransplantation benötigt wird.
„Wenn wir die Versorgung mit überlebenswichtigen Medikamenten sicherstellen wollen, brauchen wir ein verpflichtendes Register und spürbare Sanktionen bei Nichtmeldung“, mahnte BÄK-Vorstandsmitglied Susanne Johna. Sie geht davon aus, dass die derzeit gemeldeten Lieferengpässe nur die Spitze des Eisbergs sind. Bislang sind Pharmaunternehmen nicht verpflichtet, bestehende oder drohende Versorgungsengpässe zu melden.
Johna forderte zudem mehr Kompetenzen für die zuständigen Behörden. „Sie müssen die Möglichkeit erhalten, Pharmaunternehmen und Großhändlern Maßnahmen vorzuschreiben, die die Verfügbarkeit wichtiger Medikamente sicherstellen“, sagte sie. Dazu gehöre auch der Aufbau von strategischen Reserven von wichtigen Medikamenten.
Gleichzeitig stellte das BÄK-Vorstandsmitglied die aktuelle Preispolitik bei Arzneimitteln infrage. „Rabattverträge dürfen das Preisniveau nicht so tief drücken, dass sich die Produktion nicht mehr lohnt oder sich auf wenige Hersteller in China oder Indien konzentriert“, so Johna. Zudem drohe aufgrund der niedrigen Arzneimittelpreise in Deutschland eine Umverteilung der Medikamente in umliegende Länder.
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