Bundesärztekammer warnt vor Überlastung der Gesundheitsämter

Berlin – Angesichts wieder steigender Infektionszahlen mit SARS-CoV-2 in Deutschland warnt die Bundesärztekammer (BÄK) vor einer Überlastung der Gesundheitsämter. „Wir dürfen uns bei den Gesundheitsämtern nicht weiter von Notlösung zu Notlösung hangeln“, sagte Vizepräsidentin Heidrun Gitter der Zeitung Welt von vorgestern.
Zwar könnten im Notfall Medizinstudierende wieder einspringen, diese müssten aber „am Patienten lernen statt irgendwelche bürokratische Aufgaben für die Gesundheitsämter zu erledigen“. Langfristig seien die Behörden „nicht in der Lage, die hochgradig personalintensive Kontaktnachverfolgung zu stemmen“, sagte Gitter weiter. „Das wissen wir aus diversen Umfragen zur Personalsituation.“
Gebraucht werde eine „konzertierte Aktion“ für die Stärkung der Gesundheitsämter: „Die Arbeitsbedingungen müssen attraktiver, die Vergütung konkurrenzfähiger und der Arbeitsplatz moderner werden.“
Kritik kam auch aus der Opposition. Die Bundesregierung habe es „versäumt, die Gesundheitsämter richtig aufzustellen und auf eine zweite Welle vorzubereiten“, sagte Christine Aschenberg-Dugnus, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion.
Die Ämter kämpften „an vorderster Front gegen COVID-19, da sie regional das Infektionsgeschehen beurteilen“. Sie müssten im Kampf gegen die zweite Welle auf ausreichende Mittel und das nötige Personal zurückgreifen können. Es fehle ein „umfassendes Gesamtkonzept“, kritisierte Aschenberg-Dugnus.
Ohne eine „echte Offensive für die Gesundheitsämter kann die Coronakrise nicht bewältigt werden“, sagte auch die Grünen-Gesundheitsexpertin Kirsten Kappert-Gonther. Die Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten funktioniere sonst nicht.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) müsse gemeinsam mit den Ländern dafür sorgen, „dass sich die Personalausstattung tatsächlich deutlich verbessert“. Es seien pro 20.000 Einwohner Teams aus mindestens fünf Mitarbeitern für das Kontaktpersonenmanagement nötig, so Kappert-Gonther.
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