Ärzteschaft

Bundesärztekammer warnt vor Überlastung der Gesundheitsämter

  • Montag, 3. August 2020
/picture alliance, Jonas Güttler
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Berlin – Angesichts wieder steigender Infektionszahlen mit SARS-CoV-2 in Deutschland warnt die Bundesärztekammer (BÄK) vor einer Überlastung der Gesundheitsämter. „Wir dürfen uns bei den Gesundheitsämtern nicht weiter von Notlösung zu Notlösung han­geln“, sagte Vizepräsidentin Heidrun Gitter der Zeitung Welt von vorgestern.

Zwar könnten im Notfall Medizinstudierende wieder einspringen, diese müssten aber „am Patienten lernen statt irgendwelche bürokratische Aufgaben für die Gesundheitsämter zu erledigen“. Langfristig seien die Behörden „nicht in der Lage, die hochgradig personalin­ten­sive Kontaktnachverfolgung zu stemmen“, sagte Gitter weiter. „Das wissen wir aus diversen Umfragen zur Personalsituation.“

Gebraucht werde eine „konzertierte Aktion“ für die Stärkung der Gesundheitsämter: „Die Arbeitsbedingungen müssen attraktiver, die Vergütung konkurrenzfähiger und der Arbeits­platz moderner werden.“

Kritik kam auch aus der Opposition. Die Bundesregierung habe es „versäumt, die Gesund­heitsämter richtig aufzustellen und auf eine zweite Welle vorzubereiten“, sagte Christine Aschenberg-Dugnus, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion.

Die Ämter kämpften „an vorderster Front gegen COVID-19, da sie regional das Infektions­geschehen beurteilen“. Sie müssten im Kampf gegen die zweite Welle auf ausreichende Mittel und das nötige Personal zurückgreifen können. Es fehle ein „umfassendes Gesamt­konzept“, kritisierte Aschenberg-Dugnus.

Ohne eine „echte Offensive für die Gesundheitsämter kann die Coronakrise nicht bewäl­tigt werden“, sagte auch die Grünen-Gesundheitsexpertin Kirsten Kappert-Gonther. Die Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten funktioniere sonst nicht.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) müsse gemeinsam mit den Ländern dafür sorgen, „dass sich die Personalausstattung tatsächlich deutlich verbessert“. Es seien pro 20.000 Einwohner Teams aus mindestens fünf Mitarbeitern für das Kontaktpersonen­management nötig, so Kappert-Gonther.

afp

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