Bundesfamilienministerin will Kampf gegen Kinderarmut ins politische Zentrum rücken

Berlin/Hohenheim – Die neue Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) sieht den Kampf gegen Kinderarmut und für bessere frühkindliche Bildung als Schwerpunkt ihrer Arbeit. „Wir müssen dafür sorgen, dass Menschen in ihrem Alltag konkret Verbesserungen erleben, dass sie Gerechtigkeit empfinden“, sagte Giffey gestern bei der Amtsübernahme in ihrem Ministerium.
Die bisherige Bürgermeisterin von Berlin-Neukölln folgt auf Katarina Barley (SPD), die ins Justizministerium wechselt. „Wir sind lange noch nicht an dem Punkt, dass alle, die einen Kitaplatz dringend benötigen, auch einen bekommen“, sagte Giffey weiter. Deshalb sei es eine zentrale Aufgabe, mehr Erzieher auszubilden. Dafür sei auch eine bessere Bezahlung notwendig. Kinder sollten unabhängig davon, ob sie in einem armen oder reichen Elternhaus leben, ihren Weg gehen können, so die Ministerin.
Ernährungswissenschaftler mahnen
„2,77 Euro – mit dieser Summe pro Tag sollen Hartz IV-Empfänger ihre Kinder bis zum sechsten Lebensjahr gesund und vollwertig ernähren. Das ist schlicht nicht möglich“, mahnen unterdessen Ernährungswissenschaftler der Fachgesellschaft Society of Nutrition and Food Science (SNFS) mit Sitz an der Universität Hohenheim in Stuttgart.
Für 6- bis 14-Jährige läge der Hartz-IV-Satz für die tägliche Ernährung bei 3,93 Euro. Beides liege „deutlich unter dem, was man für eine gesunde Ernährung rechnen muss“, erklärte der Präsident der Fachgesellschaft, Jan Frank. „Rund vier Euro am Tag sind nötig, um eine gesunde Ernährung für Kinder unter sechs Jahren zu gewährleisten“, betonte er. Betroffen seien vor allem Kinder alleinerziehender Mütter mit Hartz-IV-Bezug, also derzeit 2,1 Millionen Kinder unter 15 Jahren.
Die Wissenschaftler warnen in einer aktuellen Stellungnahme davor, bei der kindlichen Ernährung nur die Kalorien im Blick zu haben. Entscheidend sei vielmehr die ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen. Denn Fehlernährung im Kindesalter könne zu körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen führen – und diese Kinder hätten dann ein höheres Risiko, auch als Erwachsene in Armut zu leben. Die Wissenschaftler appellieren an die Politik, diesem Problem zu begegnen.
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