Bundeskabinett beschließt Einführung eines Hebammenstudiengangs

Berlin – Die Bundesregierung hat eine Reform der Hebammenausbildung auf den Weg gebracht. Das Bundeskabinett beschloss heute die Einführung eines dualen Studiums für die Geburtshelferinnen. Die Grünen warfen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor, sein Gesetzentwurf greife zu kurz und enthalte keine Antworten auf aktuelle Probleme in der Geburtshilfe.
Hebammen werden in Deutschland bisher an speziellen Schulen ausgebildet. Künftig sollen ein Studium und eine praktische Ausbildung miteinander kombiniert werden. Das duale Studium soll sechs bis acht Semester dauern und mit einem Bachelor sowie einer staatlichen Prüfung enden. Bisher dauert die Ausbildung drei Jahre. Sie umfasst theoretischen und praktischen Unterricht in Hebammenschulen und an Krankenhäusern.
Der Abschluss wird Spahns Entwurf zufolge Voraussetzung dafür, die Berufsbezeichnung Hebamme zu führen. Während der gesamten Ausbildungszeit werden die angehenden Hebammen bezahlt. Wer das duale Studium absolvieren will, muss zwölf Jahre Schulbildung oder eine abgeschlossene Ausbildung in einem Pflegeberuf vorweisen. Für die bisherige Ausbildung an Hebammenschulen reichen zehn Jahre Schulbildung.
Das neue duale Studium wird die Hebammen laut Spahn „auf die wachsenden Anforderungen in der Geburtshilfe“ vorbereiten. „Mit dieser Reform machen wir die Hebammenausbildung moderner und attraktiver.“ Das Gesundheitsministerium strebt ein Inkrafttreten zum Jahreswechsel an. Mit dem Gesetz wird auch eine EU-Richtlinie umgesetzt.
Kritik von CSU und Grünen
Die Grünen-Gesundheitsexpertin Kirsten Kappert-Gonther erklärte, Spahns Entwurf sei „richtig, doch er greift zu kurz“. So bleibe unklar, wie bereits ausgebildete Hebammen sich nachträglich akademisch qualifizieren können, ohne ein vollständiges Studium absolvieren zu müssen.
„Völlig blank bleibt Spahn bei dringend notwendigen Verbesserungen in der Geburtshilfe“, fügte Kappert-Gonther hinzu. Die Arbeitsbedingungen in den Kreißsälen müssten schnell verbessert werden. In den Kliniken müsse so viel Personal vorhanden sein, dass jede Frau bei der Geburt eine Eins-zu-Eins-Betreuung erfahre, forderte die Grünenpolitikerin. Außerdem müssten Hebammen von „fachfremden Arbeiten wie Putzen“ entlastet werden.
Kritik kam auch aus der CSU. „Die Akademisierung löst nicht das akute Problem, dass immer mehr Geburtsstationen aus Personalmangel schließen müssen“, sagte die Gesundheitspolitikerin Emmi Zeulner dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Hebammen, die aus der aktiven Geburtshilfe ausgestiegen seien, müssten zur Rückkehr motiviert werden, forderte Zeulner. Dazu sei es nötig, dass die für den Wiedereinstieg erforderliche Weiterbildung künftig von den Krankenkassen bezahlt werde. Bisher müssten die Hebammen die Kosten für diese Weiterbildung von rund 2.000 Euro selbst tragen.
Bei Gynäkologen waren die Pläne der Bundesregierung bisher auf Kritik gestoßen. Als Folge sei zu befürchten, dass Hebammen in den Kreißsälen fehlten, warnten der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) kürzlich in einer gemeinsamen Erklärung. Zudem werde der „hohe Standard“ der Hebammenausbildung in Deutschland gefährdet.
Der Gesetzentwurf sieht außerdem vor, dass die Kranken- und Pflegekassen Reisekosten für pflegebedürftige Menschen übernehmen, wenn sie einen pflegenden Angehörigen zu einer Reha begleiten.
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