Cannabis: Drogenbeauftragter erwartet mehr Schutz bei Freigabe

Berlin – Die geplante Freigabe von Cannabis könnte nach Worten des Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), mehr Gesundheits- und Jugendschutz sowie die Regulierung des Schwarzmarkts nach sich ziehen.
„Wir sehen eher gesundheitliche Schäden durch Verunreinigungen synthetischer Cannabinoide, die Menschen auf dem Schwarzmarkt kaufen“, sagte Blienert dem Gesundheitsmagazin Apotheken Umschau. Aktuell liege der Umsatz mit Cannabis auf dem Schwarzmarkt bei bis zu acht Milliarden Euro pro Jahr, hieß es.
„Das möchte ich bekämpfen. Der Gesundheitsschutz wäre gewährleistet, indem Cannabis nur in Fachgeschäften verkauft wird.“ Dort würden Konsumentinnen und Konsumenten vor dem Kauf über die Substanzen aufgeklärt, erklärte Blienert. Außerdem wolle man bei Cannabis keine Werbung und kein Sponsoring zulassen.
Die Pläne der Ampelkoalition sehen Straffreiheit für den Besitz von 25 Gramm Cannabis vor. Zudem sollen sich bis zu 500 erwachsene Konsumenten in Cannabisclubs zusammenschließen können, um die Droge kontrolliert selbst anzubauen. Zur privaten Aufzucht sollen drei Pflanzen pro Person erlaubt werden. In einem Modellprojekt will die Regierung zudem den lizenzierten Verkauf von Cannabis erproben.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verspricht sich von den Regelungen ebenfalls weniger Verunreinigungen von Cannabisprodukten, einen besseren Schutz von Jugend und Gesundheit und die Eindämmung des Schwarzmarkts.
Scharfe Kritik an den Plänen kommt zum Beispiel von Ärzten, Apothekern und der Polizeigewerkschaft, die Gefahren für Heranwachsende sehen. So warnte etwa die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), dass regelmäßiger Cannabiskonsum in jugendlichem Alter zu „strukturellen und funktionellen Veränderungen im Gehirn mit Einschränkungen von Aufmerksamkeit, Denkleistung, Intelligenz und sozialer Kompetenz“ führe.
Der Drogenbeauftragte Blienert sagte, dass es Produkte mit einem niedrigeren Gehalt der psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) geben müsse. Synthetische Cannabinoide, die häufig auf dem Schwarzmarkt angeboten würden, hätten höhere Werte. Weiter verwies er auf die für die neuen Regelungen avisierte Altersbeschränkung. „Ich finde, 18 ist eine Größenordnung, die man akzeptieren kann. Auch vieles andere ist ja ab 18 Jahren erlaubt.“
Die Städte Frankfurt und Offenbach wollen sich unterdessen als Modellregion für den Verkauf von Cannabis bewerben. „Wir begrüßen, dass die Bundesregierung beim Thema Cannabis jetzt konkrete Pläne vorgestellt hat“, erklärte der Frankfurter Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne). Mehr sei derzeit offensichtlich nicht möglich, dennoch müsse das Mögliche jetzt umgesetzt werden.
Offenbachs Bürgermeisterin Sabine Groß (Grüne) erklärte, es seien noch viele, insbesondere rechtliche Fragen zu klären. Ein besonderes Anliegen sei ihr der Schutz von Jugendlichen, aber auch von Erwachsenen. Die Stadt Offenbach sei nach einem Stadtverordnetenbeschlusses aus dem Jahr 2021 in der Verpflichtung, ein solches Projekt gemeinsam mit der Stadt Frankfurt voranzubringen.
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