COVID-19: 178 indigene Opfer in Brasilien gemeldet

Rio de Janeiro – Das Coronavirus SARS-CoV-2 breitet sich weiter unter den indigenen Völkern Brasiliens aus. Medienberichten zufolge wurden laut der Indigenenvereinigung Apib bislang mindestens 1.809 Indigene infiziert; 178 Indigene sind demnach bis zum vergangenen Sonntag an dem Virus gestorben. Die offiziellen Zahlen der Regierung, ermittelt vom staatlichen Indigenen-Gesundheitsdienst Sesai, gehen von 1.312 Infizierten und 51 Opfern aus.
Laut Apib entfallen 111 der 178 Todesfälle auf indigene Völker im Teilstaat Amazonas. Der Nachbarstaat Para verzeichnete 29 tote Indigene. Laut Informationen des katholischen Indigenenmissionsrates Cimi haben viele indigene Völker die Zugänge zu ihren Dörfern aus Angst vor Infizierung abgeriegelt.
Die höheren Opferzahlen der Apib basieren auf einer unterschiedlichen Zählweise. So bezieht die Indigenenvereinigung alle rund 900.000 in Brasilien lebenden Indigenen mit ein, also auch die in Städten.
Die Regierung zählt die in den Städten gestorbenen Indigenen jedoch nicht als indigene COVID-19-Opfer, sondern schlägt sie der allgemeinen Opferzahl zu. Rund 330.000 Indigene leben in Städten, rund 570.000 auf dem Land, zumeist in Indigenengebieten.
Die Indigenen beschuldigen die Regierung zudem, keine Vorsorgemaßnahmen getroffen zu haben. „Nichts wurde unternommen, um Barrieren gegen die Ausbreitung des Virus zu errichten“, sagte Apib-Leiterin Sonia Guajajara dem Nachrichtenportal UOL.
Das Resultat sei, dass alleine das Volk der Kokama im Gliedstaat Amazonas bereits 40 Personen verloren habe. Sie verwies auf eine hohe Dunkelziffer in den offiziellen Statistiken. Das Niedrigrechnen der Opferzahlen sei ein Mittel, um die Versäumnisse der Regierung zu kaschieren.
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