COVID-19: Frühwarnsysteme und Vorratshaltung erforderlich

Berlin – Die Zahl der SARS-CoV-2-Neuinfektionen in Deutschland ist rückläufig. Ausgestanden ist die Pandemie aber noch lange nicht, das zeigen auch die immer wieder auftretenden sporadischen Ausbrüche.
„Wir müssen davon ausgehen, dass eine nächste Welle kommen wird“, betonte Georg Ertl, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Würzburg, heute bei einer virtuellen Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).
Die aus der aktuellen Infektionswelle gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen könnten sich im Herbst als wertvoll erweisen. Die meisten Experten gehen davon aus, dass eine potenzielle zweite Infektionswelle im Herbst zu erwarten ist.
„Die Krankenhäuser haben mittlerweile Mechanismen etabliert, die eine zügige Erweiterung der Kapazitäten für die Versorgung infektiöser und schwerkranker, beatmungspflichtiger Patienten ermöglichten“, sagte der Generalsekretär der DGIM. Nötig sei nur ein gewisser zeitlicher Vorlauf für die Krankenhäuser, „sodass wir nicht wieder alles zusperren müssen“.
Repetitive Testung von Wächterkollektiven
Um eine drohende zweite Welle möglichst frühzeitig zu erkennen, schlug Ertl die repetitive Testung von Wächterkollektiven vor. Eine entsprechende Studie mit einem zufällig aus der Bevölkerung Würzburgs gezogenem repräsentativem Sentinel-Kollektiv laufe gerade an. Ein in diesem Kollektiv gemessener Anstieg der SARS-CoV-2-Neuinfektionen könne für die Krankenhäuser einen wertvollen Zeitvorsprung geben, so Ertl.
Der Würzburger Mediziner ist sich sicher: „In der nächsten Welle werden wir den Vorlauf haben.“ Fraglich bleibt jedoch, ob es gelingen wird, erneute Mangelsituationen im Gesundheitswesen zu vermeiden, denn die Finanzierung der Vorratshaltung ist weiterhin nicht geklärt.
„Die Kliniken halten inzwischen entsprechende Räumlichkeiten, Geräte und Material vor. Bei Investitionen, zum Beispiel Beatmungsgeräten, gab es auch teilweise staatliche Unterstützung. Dennoch bleiben die Mittel für Vorhaltungen in den meisten Fällen hinter den Kosten zurück“, sagte Ertl.
Der DGIM-Generalsekretär plädierte für die Etablierung und Finanzierung von Konzepten, die „räumlich, personell und im medizinischen Materialbedarf flexibel auf um Zehnerpotenzen schwankende Anforderungen reagieren können und so einen dauerhaft und andauernd erhöhten Bedarf, Kosten und Kollateralschäden durch medizinisch nicht vertretbare Einschränkungen vermeiden“.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: