COVID-19: Lage auf Intensivstationen wird immer problematischer

Berlin – Die Coronalage auf den Intensivstationen in Deutschland spitzt sich weiter zu. Das stellte Lothar Wieler, der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), heute in Berlin klar. Demnach ist die Zahl der Coronapatienten auf den Intensivstationen in den vergangenen sieben Tagen um mehr als 2.000 Patienten angewachsen.
Mittlerweile gebe es mehr als 4.000 Coronaintensivpatienten in Deutschland, sagte Wieler. Damit seien 18,9 Prozent aller Intensivbetten mit Coronapatienten belegt. Das sei rund ein Fünftel aller Betten. Das große Problem sei, dass diese Betten eigentlich für alle Intensivfälle in Deutschland zur Verfügung stehen sollten. „Die Versorgung ist eingeschränkt“, sagte der RKI-Chef besorgt.
Wieler zufolge müssen derzeit zudem 85 Prozent der Coronaintensivpatienten beatmet werden. Teilweise ist auch eine ECMO-Versorgung notwendig. Zudem würden die Patienten auch weiter jünger, auch wenn die Mehrzahl derzeit zwischen 50 und 79 Jahre alt sei.
Unterdessen haben in Deutschland die Verlegungen von Coronaintensivpatienten begonnen. Ein Flugzeug der Luftwaffe ist in Bayern gelandet, um bayerische Intensivpatienten nach Nordrhein-Westfalen zu fliegen.
Der Airbus A310 MedEvac landete heute Nachmittag am Flughafen Memmingen. Von dort soll er schwerkranke COVID-19-Patienten zum Flughafen Münster-Osnabrück bringen. Die Ankunft der Maschine war für den frühen Abend geplant. Geplant ist, dass sechs Patienten mitfliegen. Am Nachmittag kamen in Memmingen Krankenwagen in Begleitung von Notfallseelsorgern an.
Bereits in der Nacht zu heute waren zwei Patienten per Intensivtransporter nach Fulda in Hessen gebracht worden. Insgesamt sollen 50 bayerische Patienten in andere Bundesländer verlegt werden, rund 30 davon bis übermorgen.
Am vergangenen Dienstag war das bundesweite Kleeblatt-Konzept zur strategischen Verlegung von Intensivpatienten in weniger belastete Bundesländer für den Freistaat und für den Osten Deutschlands aktiviert worden. Das Konzept soll verhindern, dass dringend behandlungsbedürftige Patienten wegen Überlastung der Intensivmedizin in einem Bundesland nur noch unzureichend oder gar nicht mehr versorgt werden können.
Die NRW-Landesregierung will zur Aufnahme von Coronapatienten aus anderen Bundesländern planbare Operationen in den NRW-Krankenhäusern verschieben lassen. Eine entsprechende Verordnung wollte das Kabinett heute in einer Sondersitzung verabschieden, wie die Staatskanzlei mitteilte.
„Die Situation in Deutschland ist ernst. Für uns als Nordrhein-Westfalen ist es selbstverständlich, dass wir auch gegenüber anderen Bundesländern Solidarität zeigen werden“, sagte der stellvertretende NRW-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP).
Die Krankenhäuser sollten, wo es medizinisch vertretbar sei, „verschiebbare Behandlungen ganz oder teilweise zurückstellen“, um COVID-19-Patienten zu versorgen. Damit sollten auch Patienten aus Krankenhäusern anderer „Regionen, Bundesländer und Staaten“ versorgt werden können, heißt es in dem Verordnungsentwurf.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: