Medizin

COVID-19: Viele Kinder erholen sich nach Hospitalisierung nur langsam

  • Freitag, 12. August 2022
/MemoryMan, stock.adobe.com
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Boston – Die meisten Infektionen mit SARS-CoV-2 verlaufen bei Kindern und Jugendlichen milde. Wenn je­doch wegen COVID-19 oder einem Multisystem-Entzündungssyndrom eine Hospitalisierung notwendig wird, erholen sich einer Studie in Pediatrics (2022; DOI: 10.1542/peds.2022-057798) zufolge viele pädiatrische Patienten nur langsam.

Kinder schienen zu Beginn der Pandemie nicht von COVID-19 betroffen zu sein. Inzwischen sind in den USA mehr als 13 Millionen Kinder und Jugendliche an COVID-19 erkrankt, das ist ein Fünftel aller Fälle. Die pädiatrischen Erkrankungen verlaufen meistens milde, es gibt aber auch schwere Verläufe.

118.058 Kinder mussten bis März 2022 im Krankenhaus behandelt werden und 1.374 sind an COVID-19 ge­storben (bei 975.000 Todesfällen an COVID-19 in den USA). Bei einigen Kleinkindern kommt es auch zum Mul­tisystem-Entzündungssyndrom (MIS-C), das viele ohne eine intensivmedizinische Betreuung nicht über­leben würden und deren Folgeschäden sich möglicherweise erst in einigen Jahren zeigen werden.

Ein Team um Adrienne Randolph vom Boston Children’s Hospital hat die Eltern von 358 Patienten befragt, die bis Mai 2021 an 25 Kinderkliniken behandelt wurden. Darunter waren 203 Kinder mit MIS-C. Insgesamt 279 Eltern konnten kontaktiert werden.

Etwa 3 Viertel der Kinder hatten sich 2 bis 4 Monate nach der Entlassung aus der Klinik erholt: 27 % der Pa­tienten mit akutem COVID-19 und 30 % der Patienten mit MIS-C klagten jedoch immer noch unter anhalten­den Symptomen, unter Einschränkungen der Aktivität oder beidem.

Am häufigsten waren Fatigue und allgemeine Schwäche, von denen 11,3 % der pädiatrischen COVID-19-Patienten und 20 % der MIS-C-Patienten betroffen waren.

Unter Kurzatmigkeit litten 9,2 % beziehungsweise 2,5 %, unter Husten 9,2 % beziehungsweise 2,5 % und unter Kopfschmerzen 8,4 % beziehungsweise 7,5 % (jeweils nach COVID-19 beziehungsweise MIS-C). Muskel- und Körperschmerzen gaben 5 % beziehungsweise 3,1 % und Fieber 2,5 % beziehungsweise 0,6 % an.

Einschränkungen der Aktivität traten nach MIS-C etwas häufiger auf (21,3 %) als nach akutem COVID-19 (14,3 %). Laut Pflegeberichten waren 6,7 % der COVID-19-Gruppe und 14,4 % der MIS-C-Gruppe körperlich weniger aktiv als vor der Erkrankung. 6,7 % beziehungsweise 7,5 % schliefen deutlich mehr als zuvor, 4,2 % bezieh­ungs­weise 3,8 % hatten Schwierigkeiten, ihre Schulaufgaben zu erledigen oder fühlten sich abgelenkt und unkonzentriert.

Die Forscher ermittelten 3 Risikofaktoren für eine verlangsamte Genesung. Eine Beteiligung mehrerer Organe verzögerte nach einem akuten COVID-19 die Erholung. Nach einer MIS-C taten sich Kinder mit Atemwegser­krankungen (normalerweise Asthma) und Adipositas besonders schwer.

Die Studie deckt die Zeit vor der Delta- und Omikron-Welle ab, als es noch keine Impfungen gab. Ob sich die Situation seither gebessert hat, wird laut Randolph gerade analysiert. Angesichts der Erfahrungen rät sie allen Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen.

rme

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