Deutlich weniger ambulante Behandlungsfälle im zweiten Lockdown

Berlin – Der Coronalockdown im vergangenen Herbst hat dazu geführt, dass die Menschen in Deutschland seltener zum Arzt gegangen sind. Die ambulanten Behandlungsfälle der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten sind daher zurückgegangen – wie schon im ersten Coronalockdown im Frühjahr 2020. Das geht aus einem neuen Trendreport des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hervor.
Im Oktober 2020 sind die Gesamtfallzahlen gegenüber dem Vorjahr zunächst leicht gestiegen (plus 6,3 Prozent), waren dann ab Anfang November aber mit einem Minus von bis zu 4,5 Prozent gegenüber den Vorjahresmonaten stark rückläufig. Die stärksten Fallzahlrückgänge gab es bei Kinder- und Jugendärzten mit minus 16,7 Prozent. Bei psychotherapeutisch tätigen Ärzten betrug der Fallzahlrückgang bis zu 14,1 Prozent.
Zudem ist die Anzahl hausärztlicher Fälle mit persönlichem Arzt-Patienten-Kontakt im November 2020 mit minus 13,2 Prozent deutlich unter den Vorjahreswert gesunken. Auch die Fachärzte verzeichneten laut dem Zi sinkende Fallzahlen: Am stärksten fielen diese bei den Hals-Nasen-Ohren-Ärzten (minus 15 Prozent) und Chirurgen (minus 12,5 Prozent) aus.
Steigende Fallzahlen gab es hingegen bei den Impfzahlen: Laut dem Zi haben die niedergelassenen Ärzte von März bis Dezember 2020 rund 1,13 Millionen Pneumokokken- und 3,54 Millionen Influenzaimpfungen mehr vorgenommen als im Vorjahreszeitraum.
„Diese Zahlen zeigen einmal mehr: Die niedergelassenen Haus- und Fachärzte stehen bereit, die Menschen in Deutschland schnell, flächendeckend und unbürokratisch gegen das COVID-19-Virus zu impfen – wenn endlich dauerhaft genug Impfstoff in die Praxen fließt“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.
Er kritisierte, die im März 2021 vom Gesetzgeber getroffene Regelung, um pandemiebedingte Einschnitte bei den Praxen aufzufangen, sei kein Schutzschirm. Umsatzverluste einzelner Praxen müssten aus dem budgetierten Gesamthonorar ausgeglichen werden, also letztlich durch die Ärzte und Psychotherapeuten untereinander.
Extrabudgetär vergütete Leistungen wie Vorsorgeuntersuchungen und ambulante Operationen, die stark rückläufig waren, seien dabei nicht berücksichtigt. „Wer den enormen Einsatz der Vertragsärzte und ihrer Praxisteams in der Pandemie schätzt, spannt den Schutzschirm von 2020 für die Praxen wieder auf“, forderte Stillfried.
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