Diabetologen kritisieren Ernährungsgewohnheiten der Deutschen
Düsseldorf – Deutliche Kritik an den Ernährungsgewohnheiten der Deutschen übt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Fachgesellschaft widerspricht damit einem Report des Landwirtschaftsministeriums, wonach die meisten Deutschen es schaffen, sich im Alltag gesund und ausgewogen zu ernähren. Das Ministerium stützt diese Aussage im Vorfeld der internationalen grünen Woche in Berlin auf eine Telefonumfrage bei rund eintausend Bürgern.
„Diese Darstellung des Ministeriums widerspricht fundamental der Ernährungsrealität in Deutschland“, erklärte dagegen der DDG-Präsident Baptist Gallwitz. Der viel zu hohe Verbrauch von Zucker, Fett und Salz sowie die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Frauen und Zweidrittel der Männer übergewichtig seien, werden dabei übersehen. Die Fachgesellschaft wirft dem Ministerium vor, mit Suggestivfragen und geschickten Auslassungen im Rahmen der Umfrage ein geschöntes Bild der Ernährungssituation in Deutschland zu geben. „Offensichtlich versucht das Ministerium dem dringenden politischen Handlungsbedarf auszuweichen“, sagte Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der DDG.
Die Fachgesellschaft kritisiert das Landwirtschaftsministerium schon länger und wirft diesem vor, einseitig die Interessen der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduzenten zu vertreten. Im Oktober vergangenen Jahres forderte die DGG daher, die Zuständigkeit für Ernährung als Strategie der Prävention und Gesundheitsförderung aus dem Landwirtschaftsministerium ins Gesundheitsministerium zu verlagern. „Immerhin stellt die moderne Ernährung mit zu viel Fett, Zucker und Salz neben Rauchen, Alkoholkonsum und körperlicher Inaktivität eine der Hauptursachen für nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs dar“, so die Fachgesellschaft.
Die DDG kritisiert, das Landwirtschaftsministerium lehne Maßnahmen wie ein Verbot von an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung oder die Einführung einer Zucker-Fett-Steuer ab. „Das ist keine Überraschung, wenn man die Strukturen genauer betrachtet“, erläuterte Garlichs. Schließlich sei das Ministerium für die Lebensmittelerzeugung zuständig, zu der auch die deutsche Zuckerindustrie gehöre.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: