Diskussionsrunde für mehr Ärztinnen in Spitzenpositionen

Berlin – Der Anteil von Ärztinnen in klinischen Führungspositionen und in den Selbstverwaltungsgremien muss steigen. Hier waren sich die Diskussionsteilnehmerinnen einer gestern von der Ärztekammer Berlin organisierten Veranstaltung einig.
Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin, betonte einleitend, dass zwar die Mehrheit der ärztlich Tätigen weiblich sei, Frauen in Führungspositionen aber „zum Teil nicht existent“ seien. Das es nicht zumindest eine Parität gebe, stelle einen „skandalösen Missstand“ dar. Für einen entsprechenden Wandel zu sorgen, liege auch in der Verantwortung der Ärztekammern.
Ohne eine Frauenquote werde absehbar keine angemessene Repräsentativität von Ärztinnen zu erzielen sein, schätzte Mandy Mangler, Chefärztin der Gynäkologie und Geburtsmedizin am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und der Klinik für Gynäkologie des Vivantes Klinikums Neukölln, die Lage ein.
Änderungen müsse es auch bei den Strukturen und Abläufen im klinischen Alltag geben – derzeit seien diese oft nicht passend für Menschen mit Familie. Dies betreffe neben problematischen Arbeitszeiten und Zeitplänen und auch das grundlegende Verständnis und die Bereitschaft zu mehr Flexibilität bei der Nutzung des vorhandenen Gestaltungsrahmen, so Mangler.
Gabriele Kaczmarczyk, ehemalige Vizepräsidentin und derzeitige Senior-Consultin des Deutschen Ärztinnenbunds (DÄB), verwies darauf, dass laut einer DÄB-Studie aktuell nur 13 Prozent der Führungspositionen in der Universitätsmedizin weiblich besetzt seien. Dieser Wert stelle angesichts der mehrheitlich weiblichen Ärzteschaft eine „ziemliche Katastrophe“ dar.
Dabei könne ein höherer Frauenanteil positiven Einfluss – beispielsweise auf die medizinische Forschung – haben. Sie halte zum Beispiel Fortschritte im Bereich der Gendermedizin mit mehr Frauen in Lenkungspositionen für wahrscheinlich. Immerhin, so Kaczmarczyk, sei in den vergangenen Jahren der Anteil der Oberärztinnen von 31 auf 37 Prozent gestiegen, auch hier bestehe aber „Luft nach oben“.
Auch sie unterstützte ausdrücklich die Forderung nach einer Frauenquote für Spitzenpositionen. Für eine Frauenquote sprachen sich auch Franziska Pauly, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, sowie Frederike Fürst, Geschäftsführerin (in Elternzeit) am Martin Luther Krankenhaus Berlin, aus.
Angehen müsse man zudem die noch oft vorhandene „strukturelle Diskriminierung“, die sich etwa in negativen Reaktionen auf eine Schwangerschaft, mangelhafte Angebote zur Kinderbetreuung oder auch im schleppenden Ausbau von geteilten Lehrstühlen zeige, betonte Kaczmarczyk.
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