Vermischtes

DocMorris wittert Millionengeschäft mit E-Rezepten

  • Dienstag, 23. April 2019

Frauenfeld – DocMorris will stationären Apotheken nach der Einführung elektronischer Rezepte (E-Rezepte) weitere Marktanteile abjagen. Während Patienten heute erst 1,3 Pro­zent aller verschreibungspflichtigen Medikamente in Versandapotheken bestellten, könne der Anteil mit E-Rezepten schnell auf zehn Prozent steigen, sagte der Chef der Schweizer DocMorris-Mutter Zur Rose, Walter Oberhänsli. Dann sei die Versandapotheke nur noch einen Klick entfernt.

Der Jurist will sich dafür einsetzen, dass E-Rezepte schnell und flächendeckend zum Ein­satz kommen. Daraus erwachse für DocMorris die Chance, „dass der Kunde bei uns kauft statt in einer stationären Apotheke“. DocMorris mit Sitz in den Niederlanden ist die größ­te Versand­apotheke Europas und hat nach Angaben von Oberhänsli bei verschreibungs­pflichtigen Medikamenten in Deutschland einen Marktanteil von rund 40 Prozent.

Oberhänsli rechnet damit, dass das notwendige Gesetz noch vor der Sommerpause verab­schiedet wird. Im Idealfall, so Oberhänsli, könnten dann nach einem Jahr alle Ärzte elek­tro­nisch Rezepte ausstellen und alle Apotheken diese Rezepte auslesen. DocMorris dringt dabei darauf, dass das E-Rezept mobil zur Verfügung steht, damit es mit einem Klick an die Versandapo­the­ke geschickt werden kann. Zur Rose hat nach eigenen Angaben bereits eine Technologie für E-Rezepte entwickelt, die derzeit mit der Techniker Krankenkasse ausprobiert wird.

An seiner Idee von Medikamentenautomaten hält DocMorris trotz einer vorläufigen Nie­derlage vor Gericht fest. Die Automaten werfen Arzneimittel aus, nachdem der Kunde über einen Bildschirm einen Apotheker konsultiert hat.

Das Verwaltungsgericht Karlsruhe hatte Anfang April das Verbot eines solchen DocMorris-Automaten in Hüffenhardt in Baden-Württemberg bestätigt. Oberhänsli erwägt Berufung. „Ich bin mir sicher, dass die Automaten kommen werden. Ich weiß nur nicht, wann. Sie erfüllen einen Bedarf in strukturschwachen Gegenden.“

Nach der jüngsten Übernahme der drittgrößten E-Commerce-Apotheke medpex Anfang des Jahres sind nach Oberhänslis Angaben keine weitere Zukäufe geplant. „Wir wollen unseren Marktanteil im Versandgeschäft von über 30 Prozent verteidigen.“ Dazu gehören auch Pflegemittel ohne Rezept. „Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten sind es schon rund 40 Prozent. Da wird die Luft schon dünn, das noch auszubauen.“

Apotheker sind zwar meist nicht gut auf DocMorris zu sprechen, aber Oberhänsli will sie mit einem neuen Projekt ins Boot holen. Er plant, den Gesundheitsmarkt mit einer Platt­form nach dem Vorbild von Amazon aufzurollen.

„Wir haben in Spanien die Firma Promo­farma gekauft, die einen Marktplatz ähnlich wie Amazon betreibt, und sie arbeitet schon mit 700 Apothekern zusammen. Das ist ein Mo­dell, das uns auch für Deutschland vor­schwebt.“ In Spanien stünden die Apotheker Schlan­ge, um mitzumachen, sie hätten jährliche Umsatzzuwächse von 20 Prozent.

Kunden könnten auf der Plattform nach Pflegemitteln suchen. Ein Algorithmus zeige ihnen, bei welcher Apotheke sie zu welchem Preis kaufen können. Die Auslieferung über­nimmt die Plattform. Zur Rose verdiene an jedem Kauf mit. In Deutschland könne das Projekt 2020 starten, sagte Oberhänsli.

dpa/may

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