Ärzteschaft

Elektronisches Rezept: KBV gegen bundesweite Einführung mit der Brechstange

  • Donnerstag, 22. Juni 2023
/picture alliance, Reuhl
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Berlin – Gegen die Aufgabe des bisher geplanten regional gestuften Rollouts des elektronischen Rezepts (E-Rezept) stemmt sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Man habe heute im Rahmen der Gesellschafterversammlung der gematik gegen entsprechende Pläne gestimmt, teilte die KBV heute mit.

„Ein Testen des Einlösens des Rezeptes über die eGK in den Apotheken ist bislang nicht möglich gewesen. Die Technik kommt erst in den kommenden Wochen in den Apotheken an. Ob es bundesweit funktioniert, wissen wir nicht“, erklärte Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der KBV, auch im Namen ihrer Vorstandskollegen Andreas Gassen und Stephan Hofmeister.

Das Nachsehen hätten am Ende vor allem die Patientinnen und Patienten, die unter Umständen von der Apotheke wieder in die Arztpraxis geschickt werden, um dort einen Papierausdruck des Rezepts zu erhalten, warnte Steiner. Unzufrieden wären am Ende dann alle Beteiligten – erst recht die Teams in den Arztpraxen, die einen erhöhten und unnötigen Arbeitsaufwand hätten.

Im Entwurf eines Gesetzes zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens (Digital-Gesetz – DigiG) heißt es, die „an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Leistungserbringer haben gegenüber der jeweils zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung oder Kassenzahnärztlichen Vereinigung nachzuweisen, dass sie in der Lage sind für die Verordnungen von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln die elektronische Verordnung zu verwenden“. Andernfalls soll die Vergütung vertragsärztlicher Leistungen pauschal um ein Prozent gekürzt werden, bis der Nachweis gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung erbracht ist.

„Ein zu früher Roll-out macht keinen Sinn, ohne dass die technischen Voraussetzungen geschaffen sind. Sonst laufen wir Gefahr, dass aus dem von Bundesgesundheitsministerium und gematik gern zitierten ,Big Bangʻ ein Rohrkrepierer wird“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Gassen. „Vor dem Hintergrund dieser Unwägbarkeiten und Risiken, auf die die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten keinen Einfluss haben, ist es ein Unding der Politik, erneut mit Verpflichtungen und Sanktionierungen gegenüber der Ärzteschaft arbeiten zu wollen.“

Man dürfe nicht außer Acht lassen, dass es sich beim E-Rezept um eine Massenanwendung handle, betonte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Hofmeister. Bei 460 Millionen Rezepten pro Jahr seien eine bis anderthalb Millionen E-Rezepte pro Tag zu erwarten. Man wisse nicht, ob das System unter voller Belastung überhaupt funktioniere. Zudem seien beim Einsatz der elektronischen Signatur Verbesserungen notwendig.

Gemeinsam kritisierten die Vorstände, dass die Einwände der KBV ignoriert wurden, ohne bisherige Erkenntnisse aus den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) zu nutzen und darauf aufzubauen – beispielsweise beim Hinweis auf die Praxisverwaltungssysteme (PVS).

„Nach den bisherigen Erfahrungen der KVen funktioniert das E-Rezept noch nicht in allen Praxisverwaltungssystemen reibungslos und anwenderfreundlich. Wir brauchen dafür dringend Standards und Erprobungen, deren Einhaltung von einer unabhängigen Instanz überwacht werden“, fasste Steiner zusammen.

aha/fli

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