EMA: Offenbar großteils „leichter“ Krankheitsverlauf bei Infektion mit Omikron

Den Haag – Ein Großteil der bisher mit der Omikron-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 infizierten Europäer hat offenbar einen „leichten“ Krankheitsverlauf. „Die Fälle scheinen großteils leicht, aber wir müssen noch mehr Daten sammeln“, teilte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) heute mit.
Es könne noch keine Aussage gemacht werden zur Wirksamkeit der derzeit gegen das Coronavirus eingesetzten Impfstoffe gegen die Omikron-Variante.
Es müssten noch mehr Daten gesammelt werden, „um zu ergründen, ob das Spektrum der Schwere des Krankheitsverlaufes bei Omikron unterschiedlich ist zu den bisher zirkulierenden Varianten“, sagte der Chef der EMA-Impfstrategie, Marco Cavaleri. Seine Behörde werte alle verfügbaren Daten aus, um schnell Aussagen über die Effektivität der Impfstoffe gegen Omikron treffen zu können.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnte Omikron zu einer höheren Reinfektionsrate, aber milderen Krankheitsverläufen führen. „Die jüngsten Daten aus Südafrika deuten auf ein erhöhtes Risiko einer Wiederansteckung“ von Genesenen sowie einer Ansteckung von Geimpften hin, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus gestern in Genf. Es gebe jedoch auch Hinweise auf weniger schwere Krankheitsverläufe als bei der Delta-Variante.
Für eindeutige Schlussfolgerungen seien jedoch weitere Untersuchungen nötig. Tedros mahnte trotz der möglicherweise milderen Krankheitsverläufe weiterhin zur Vorsicht: „Jede Nachlässigkeit wird Menschenleben kosten.“ Auch der Leiter der WHO-Notfallabteilung, Michael Ryan, schloss sich der Warnung an. Vorläufigen Daten zufolge könnte die neue Variante demnach ansteckender sein als die Delta-Variante.
Dies bedeute zwar nicht, dass das „Virus unaufhaltsam ist“, sagte Ryan. Allerdings müssten die Anstrengungen zur Unterbrechung der Übertragungsketten verdoppelt werden. Bei einer höheren Ansteckungsgefahr könnten mehr Menschen erkranken, die Gesundheitssysteme überlastet werden „und mehr Menschen sterben“, erklärte Ryan.
WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan warnte aber vor voreiligen Schlüssen über die Wirksamkeit der Impfstoffe bei Omikron. Die bisherigen Studien unterschieden sich bei den Angaben zur verringerten Wirksamkeit der Antikörper stark. Während einige von einer vier- bis fünfmal geringeren Wirksamkeit ausgingen, gäben andere den Wert mit 40 an, sagte Swaminathan. Zudem hätten sich die Studien allein auf die Wirkung der Antikörper beschränkt. „Wir wissen jedoch, dass das Immunsystem viel komplexer ist“, sagte sie.
Der Hersteller Biontech/Pfizer hatte gestern erklärt, dass sein Impfstoff eine geringere Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante aufweist. Für einen umfänglichen Schutz seien drei Dosen des Mittels nötig, erklärten die beiden Unternehmen. Bei zwei Impfungen sei aber zumindest ein Schutz vor schweren Krankheitsverläufen gewährleistet.
Die Omikron-Variante ist bereits in mindestens 57 Ländern nachgewiesen worden. Die Zahl der Omikron-Infektionen steige in Südafrika stark, aber es sei zu früh zu sagen, ob sich das Virus in anderen Weltregionen ähnlich ausbreite.
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