Ärzteschaft

Engpässe bei Kinderarzneimitteln bestehen weiter

  • Dienstag, 19. März 2024
/Peter Hermes, Furian stock.adobe.com
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Köln – Die Engpässe bei Kinderarzneimitteln sind einer aktuellen Umfrage unter Kinder- und Jugendärzten zufolge nicht überwunden. Darauf hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hingewiesen.

Aus der vom BVKJ durchgeführten Umfrage mit mehr als 1.300 teilnehmenden Mitgliedern geht hervor, dass gleich bei mehreren Medikamenten deutschlandweit noch eine große Mangelsituation herrscht. Die Medika­mentengruppe mit dem größten Mangel sind demnach weiterhin die Antibiotika – 99 Prozent der Umfrage­teil­nehmer berichteten von einem Mangel. Dabei stach Penicillin V hervor (79,7 Prozent), gefolgt von Amoxi­cillin (51,3 Prozent).

Eine deutliche Mehrheit (80 Prozent) der Umfrageteilnehmenden stellte zudem nicht nur bei einem Antibio­tikum eine Mangelsituation fest, sondern gab mindestens zwei Mangelmedikamente an. Hierzu gehören unter anderem die älteren und jüngeren Cephalosporine sowie weitere Antibiotika.

Auch ist die Mangelsituation laut Umfrage nicht auf Antibiotika beschränkt. Bei Salbutamol berichten 67,8 Prozent von einer Mangelsituation, 58,2 Prozent erleben einen Mangel von Inhalativen Steroiden und 25 Pro­zent bei ADHS-Medikamenten.

35 Prozent der Befragten gaben an, dass der Medikamentenmangel die Behandlungsqualität in stark negati­vem Maße beeinflusst. Fünf Prozent stellten sogar schwerwiegende Risiken für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen fest.

„Entscheidungsträger in der Gesundheitspolitik beteuern, man habe alles in ihrer Macht Stehende getan, um die Medikamentenmangelsituation in den Griff zu bekommen. Von Seiten der Kassen wird uns versichert, dass sich die Lage entspannt habe und dass weitere politische Maßnahmen, die zusätzliche Kosten verursachen würden, nicht notwendig seien“, sagte Michael Hubmann, Präsident des BVKJ. Die Realität in den Praxen sehe aber anders aus.

Die mit dem Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) ergrif­fe­nen Maßnahmen könnten nur erste Schritte gewesen sein, betonte Hubmann. „Wir brauchen Strukturverän­de­rungen, sodass es sich für Unternehmen wieder lohnt, in Europa zu produzieren. Daneben ist es für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen dringend erforderlich, dass Prüfverfahren beim Einsatz von Off-Label-Medikamenten entfallen.“

Zudem weist der BVKJ darauf hin, dass nicht nur der Arzneimittelmangel als solcher negative Auswirkungen auf die Versorgung hat. Den mit der Neuausstellung von Ersatzverordnungen einhergehenden Zeitaufwand schätzt der überwiegende Teil der Befragten (42,5 Prozent) auf zwei bis fünf Stunden, einige (18,7 Prozent) auf sogar mehr als fünf Stunden pro Monat. Dies stelle eine erhebliche Belastung für die Ärztinnen und Ärzte dar und reduziere ihre Zeit für die Patientenversorgung.

EB/aha

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