Vermischtes

Millionen Patienten potenziell von Lieferengpässen bei Arzneimitteln betroffen

  • Donnerstag, 29. Februar 2024
/Gina Sanders, stock.adobe.com
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Berlin – 6,5 Millionen gesetzlich Krankenversicherte haben im Jahr 2022 ein Arzneimittel erhalten, das im Augenblick auf der Liste mit Lieferproblemen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgeführt ist. Darauf weist das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hin.

In der Liste sind aktuell 470 Verfügbarkeitsprobleme aufgeführt. Unter den betroffenen Wirkstoffen sind zahl­reiche Antibiotika, Schmerzmittel sowie Arzneimittel zur Behandlung von Asthma, Diabetes und Krebs.

Die am stärksten betroffene Arzneimittelgruppe sind Antibiotika, darunter viele Saftzubereitungen. Hier haben im Jahr 2022 rund 2,2 Millionen gesetzlich Versicherte ein aktuell von Lieferengpässen betroffenes Antibio­tika­präparat bekommen. Unter den 980.000 Patienten, denen ein Penicillin verordnet worden ist, sind laut der Zi-Auswertung besonders häufig Kinder und Jugendliche.

Eine weitere stark betroffene Gruppe sind Bronchienerweiterer zur Inhalation mit dem Wirkstoff Salbutamol. Diese werden zur Behandlung von Asthma und chronischer Bronchitis bei knapp 1,2 Millionen gesetzlich Ver­sicherten eingesetzt.

„Nicht vergessen werden sollten auch jene Arzneimittel, bei denen zwar nicht so viele Patientinnen und Pa­tienten betroffen sind, für die es aber innerhalb der Wirkstoffgruppe keine Alternativen gibt“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.

Hier seien unter anderem die GLP-1-Agonisten zur Behandlung von Diabetes zu nennen. Diese seien wegen der Nachfrage als Mittel zum Abnehmen regelmäßig ausverkauft. „Das ist eine Entwicklung, die Anlass zu Besorgnis gibt“, so der Zi-Vorstandsvorsitzende.

Bei den Arzneimittellieferengpässen sind laut Zi unterbrochene Lieferketten das zentrale Problem. Häufig werde nur bei einem Hersteller eingekauft, der möglichst preisgünstig anbietet.

„Das muss die Politik schleunigst ändern, indem mehrere Hersteller und Lieferanten, möglichst geografisch nah an Deutschland, vertraglich zur Belieferung verpflichtet werden“, forderte der Zi-Vorstandsvorsitzende.

Das Institut weist daraufhin, dass der Deutsche Bundestag 2023 das Arzneimittellieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz verabschiedet hat. „Infolgedessen konnte in der aktuellen Wintersaison zumindest der Lieferengpass bei Schmerz- und Fiebermitteln mit Paracetamol und Ibuprofen für Kinder und Jugendliche behoben werden“, hieß es aus dem Zi.

hil

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