EPO-Doping: Studie findet minimale Leistungssteigerung bei Radamateuren

Leiden – Injektionen des blutbildenden Hormons Erythropoetin, das bei Ausdauersportarten verbreitete und im Profisport illegale EPO-Doping, haben in einer randomisierten kontrollierten Studie nicht ganz die erwartete Wirkung erzielt. Die gut trainierten Radamateure konnten laut einer Studie in Lancet Haematology (2017; doi: 10.1016/S2352-3026(17)30105-99) ihre Leistung auf dem Ergometer nicht wesentlich steigern und bei einem Radrennen waren sie nicht schneller als eine nicht gedopte Kontrollgruppe.
Die Liste der Sportler, die in den letzten Jahren des EPO-Dopings überführt wurden, ist lang. Vor allem bei Radfahrern waren Injektionen des rekombinanten menschlichen Erythropoetins (rHuEPO), das lange nicht im Blut nachweisbar war, weit verbreitet. Ob sich die Leistung tatsächlich steigern lässt, wurde jedoch niemals in kontrollierten Studien untersucht (was auch für viele der anderen 300 Mittel gelten dürfte, die auf der Liste der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA stehen).
Am Centre for Human Drug Research in Leiden in den Niederlanden wurde jetzt die vermutlich weltweit erste und einzige Placebo-kontrollierte Studie zum EPO-Doping durchgeführt. Die 48 Teilnehmer waren Amateure. Profis konnten Jules Heuberger und Mitarbeiter nicht für die Studie gewinnen, da diese sich durch die Teilnahme selbst für weitere Rennen disqualifiziert hätten.
Die Radamateure waren gut trainiert. Bei den Eingangsuntersuchungen erzielten sie eine Leistung von durchschnittlich 335,07 Watt und eine maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) von 55,63 ml/min/kg. Profis schaffen mit 429 Watt und 73 ml/min/kg deutlich mehr. Die Ergebnisse, die ein Doping mit Epoetin beta – achtmal im Wochenabstand in einer mittleren Dosis von 6000 IE – bei 24 Sportlern erzielt hat, lassen sich deshalb streng genommen nicht auf die Profis übertragen.
Bei den ambitionierten Radamateuren war der Vorteil des Dopings begrenzt. Der Hb-Wert stieg zwar von 9,0 auf einen Spitzenwert von 10,1 mmol/l (14,49 auf 16,26 g/dl). In einer Kontrollgruppe von 24 Radamateuren, denen statt rHuEPO ein Placebo injiziert worden war, blieben die Hb-Werte konstant.
Die Auswirkungen auf die Leistung waren begrenzt. Die maximale Leistung auf dem Ergometer stieg auf 351,55 Watt gegenüber einem Anstieg auf 341,23 Watt in der Placebo-Gruppe. Die Differenz von 10,32 Watt war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 3,47 bis 17,17 signifikant. Die maximale Sauerstoffaufnahme stieg nach dem Doping auf 60,1 ml/min/kg und in der Placebo-Gruppe auf 57,4 ml/min/kg. Auch hier war der Unterschied von 2,7 ml/min/kg (0,9–4,5) signifikant. Das EPO-Doping war also in der Lage, die Spitzenleistung zu verbessern. Und dafür hatten die Teilnehmer mit 186,2 versus 202,0 km pro Woche etwas weniger trainiert.
Bei der submaximalen Dauerleistung auf dem Ergometer waren die Unterschiede geringer. Die gedopten Radamateure erreichten 283,18 versus 277,28 Watt Leistung und eine Sauerstoffaufnahme von 50,288 versus 49,642 ml/min/kg. Die Unterschiede zur Placebo-Gruppe waren hier nicht signifikant.
In einem Straßenrennen am Mont Ventoux in der Provence waren die gedopten Sportler schließlich nur 17 Sekunden schneller (1:40:32 versus 1:40:15) als die Teilnehmer der Placebo-Gruppe.
Heuberger hat auch die Sicherheit des Dopings untersucht. Die Verträglichkeit war gut. Die gedopten Sportler erlitten keine Komplikationen. Unter den Parameter der Blutgerinnung waren jedoch das E-Selectin um 8,6 Prozent und das P-Selectin um 7,8 Prozent erhöht, was langfristig das Thromboserisiko erhöhen könnte.
Die Aussagekraft der Studie bleibt, wenn man die Kriterien der klinischen Medizin anlegt, insgesamt schwach. Die Teilnehmerzahl war sehr gering, der Untersuchungszeitraum kurz und die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die Profisportler nicht unbedingt gegeben. Radprofis trainieren deutlich mehr (über 700 km pro Woche), sie sind hochmotiviert (eine stärkere Leistung veranlasst sie nicht, das Training wie die Studiengruppe zu vermindern) und am Ende könnte die bessere Spitzenleistung über den Sieg in einem Straßenrennen entscheiden. Das Verbot des EPO-Dopings dürfte durch die Studie nicht infrage gestellt werden. Die Ergebnisse dürften eher eine Warnung an Radamateure sein. Eine weitere Erkenntnis ist, dass ein Doping keinesfalls das Training ersetzt.
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