Medizin

Ernährung: Warum man mit Vollkorn leichter abnimmt

  • Freitag, 10. Februar 2017
Uploaded: 09.02.2017 17:05:46 by gießelmann
Zur Vollkorndefinition heißt es in der DIN-10355-Norm: „Vollkornmehl und Vollkornschrot müssen die gesamten Bestandteile der gereinigten Körner, einschließlich des Keimlings, enthalten. Die Körner dürfen vor der Verarbeitung von der äußeren Fruchtschale befreit sein.“ /Juergen Reitboeck, pixelio.de

Boston – Wer 100 Kilokalorien pro Tag einsparen möchte, ohne dabei auf Kalorien zu verzichten, sollte Weißmehlprodukte durch Vollkorn ersetzen. Die Ursache für die posi­tive Bilanz haben Forscher der Tufts University und des Jean Mayer ISDA Human Nutri­tion Research Center on Ageing in Boston in zwei Studien untersucht. Die Ergeb­nisse sind im American Journal of Clinical Nutrition erschienen (2017; doi: 10.3945/ajcn.116.146928 und doi: 10.3945/ajcn.116.148270).

Mehr als 80 gesunde Studienteilnehmer zwischen 40 und 65 Jahren, die sich über sechs Wochen mit Vollkorn und etwas mehr Ballaststoffen anstelle von Weiß­mehl ernährt hatten, reduzierten ihren Kalorienumsatz um 100 kcal pro Tag. Das entspricht etwa 30 Minuten Walking. Die Forscher um Philip Karl und Susan B. Roberts führen diesen Effekt auf einen erhöhten Ruheumsatz zurück und größe­re Men­gen an ausgeschiedenem Stuhl. Das Vollkorngetreide, dass die gesamten Bestand­teile der gereinigten Körner, einschließlich des Keimlings, enthält, beschleunige den Stoff­wechsel, schreiben die Autoren. So würden während der Verdauung weniger Kalo­rien aus der Nahrung aufgenommen, was zu einer um 100 kcal reduzierten Ener­gie­bilanz führt. 

Die Ernährung der Teilnehmer wurde im Studienzeitraum streng von den Forschern kon­trolliert. Dreimal am Tag mussten sie ihr vorbereites Essen abholen und bekamen dazu genaue Anweisungen, wie sie es erhitzen sollten. In den ersten zwei Wochen aßen alle das Gleiche, bevor sie zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt wurden, die entweder voll­korn­haltige Nahrung oder Gerichte mit Weißmehlprodukten bekamen.

Dabei war der Energiegehalt in beiden Gruppen vergleichbar. Auch Fette, Proteine und sonstige Nähr­stoffe aus Obst und Gemüse kamen in ähnlichen Mengen vor. Die Studien­teilnehmer wurden aufgefordert, sich ausschließlich von den dargebotenen Gerichten zu ernähren. Was sie nicht aufaßen, sollten sie zurückbringen. Die strenge Essenskontrolle erlaubte den Autoren Rückschlüsse auf den Sättigungsgrad. Dieser unterschied sich in den beiden Gruppen jedoch nicht signifikant.

Geringfügige Auswirkungen auf Mikrobiom und Immunsystem

Zur gleichen Zeit führte ein Team um Sally M. Vanegas und Simin Nikbin Meydani eine Studie an der gleichen Gruppe durch. Sie untersuchten die Auswirkung auf das Immun­system und das Mikrobiom. Im Stuhl der Vollkorngruppe fanden die Forscher gering­fügige Unterschiede, etwa mehr Lachnospira-Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren pro­duzieren, denen eine tumorprotektive Wirkung zugeschrieben wird. Entzündungs­fördern­de Bakterien kamen zudem seltener vor. In den Blutproben waren ebenfalls nur modera­te Änderungen des Immunsystems sichtbar, etwa mehr Gedächtniszellen bei der Voll­korn­gruppe.

Schon frühere Studien haben den Zusammenhang zwischen einer vollkornreichen Er­nährung und entzündlichen Prozessen im Körper untersucht. Denn der Verdacht lag nahe, dass darüber das häufigere Auftreten von Diabetes Typ 2, Herzkrankheiten und einigen Krebserkrankungen zustande kommt. Jedoch haben frühere Studiengruppen durch die vollkornreiche Ernährung meist abgenommen, sodass ein eindeutiger Rück­schluss nicht mehr möglich war. Schließlich hätte auch der Gewichtsverlusst das Immun­system beeinflussen können. In der aktuellen Studie wurde die Ernährung so geplant, dass die Teilnehmer ihr Gewicht hielten.

gie

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