Ärzteschaft

Fertilitätserhalt: Bundesärztekammer veröffentlicht überarbeitete Richtlinie

  • Freitag, 11. März 2022
/picture alliance, Uli Deck
/picture alliance, Uli Deck

Berlin – Die Bundesärztekammer (BÄK) hat die aktualisierte „Richtlinie zur Entnahme und Übertragung von menschlichen Keimzellen im Rahmen der assistierten Reproduktion“ mit Heft 10 des Deutschen Ärzteblattes () veröffentlicht. Eingang in die Fortschreibung fanden auch die neuen Regelungen zur Kryokonservierung von Keimzellen vor einer Krebstherapie.

Die Novelle stellt jetzt den aktuellen Stand der Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft zu Voraus­setzungen, Art und Umfang der Kryokonservierung von weiblichen und männlichen Keimzellen oder Keim­zellgewebe wegen keimzellschädigender Therapie oder bei angeborenen (genetischen) Erkrankun­gen mit einem hohen Risiko für eine Fertilitätseinschränkung fest. Zudem wurden im Rahmen der Fortschreibung redaktionelle Anpassungen der Richtlinie vorgenommen.

Nötig wurden die Änderungen durch das im Mai 2019 in Kraft getretene Terminservice- und Versor­gungs­gesetz. Denn damit wurde der Anspruch gesetzlich Krankenversicherter auf die Kostenübernahme einer Kryokonservierung von Keimzellen oder Keimzellgewebe vor einer keimzellschädigenden Therapie ein­geführt. Bevor Betroffene jedoch fertilitätserhaltende Maßnahmen wegen einer keimzellschädi­genden Therapie in Anspruch nehmen können, muss eine ärztliche Beratung erfolgen.

Der Frage, wie diese aussehen sollte, ging der Ständige Arbeitskreis „Richtlinie zur Entnahme und Über­tra­gung von menschlichen Keimzellen im Rahmen der assistierten Reproduktion“ des Wissen­schaftlichen Beirats der Bundesärztekammer unter Federführung von Jan-Steffen Krüssel vom univer­sitären interdis­zi­plinären Kinderwunschzentrum Düsseldorf (UniKiD) nach. Bei der Fortschreibung der Richtlinie legten die Experten einen besonderen Fokus auf die Information und Aufklärung der Betroffenen.

Reproduktionsmedizinische Eingriffe und die Kryokonservierung von Keimzellen oder Keimzellgewebe beinhalteten im Vorfeld einer keimzellschädigenden Therapie für die Betroffenen sehr sensible und emo­tional belastende Aspekte, erläuterte Krüssel dem Deutschen Ärzteblatt.

Zu den medizinischen Fragestellungen, wie altersentsprechende Untersuchungen, mögliche genetische Dispositionen, differenzierte biologische Merkmale, mögliche Risiken sowie psychische Belastungen der Patientinnen und Patienten, kämen komplexe rechtliche Regelungen hinzu. „In der Information und Auf­klärung müssen all diese Faktoren berücksichtigt werden“, so der Reproduktionsmediziner.

„Angesichts dieser Ausgangslage soll die Richtlinie die verschiedenen Regelungen auf gesetzlicher und untergesetzlicher Ebene konkretisieren und den Beteiligten somit die notwendige Rechtssicherheit geben.“

Mit der vorliegenden umgeschriebenen Richtlinie übernimmt die Ärzteschaft weiterhin Verantwortung in einem Bereich, der durch unterschiedliche Belange, resultierend aus vielen eingebundenen medizini­schen Disziplinen, heterogenen soziokulturellen Hintergründen und enormen medizinischen Fortschrit­ten eine besonders differenzierte Betrachtung erfordert.

So geht das ärztliche Handeln in der Reproduktionsmedizin Hand in Hand mit vielen Regelungen, die un­ter anderem vom Verfassungsrecht, Sozialrecht, Transplantationsgesetz, Familienrecht sowie ärztlichem Berufsrecht geprägt werden.

ER

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung