Flüchtlinge: Ärzte gegen Röntgen- und Genitaluntersuchungen zur Alterseinschätzung
Berlin – Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) haben sich gegen Röntgen- und Genitaluntersuchungen zur Alterseinschätzung bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ausgesprochen. Denn diese Untersuchungen könnten die Frage „unter oder über 18“ nicht klären und seien zudem gesundheitsschädlich.
Es sei ethisch sehr problematisch, junge Flüchtlinge ohne ärztliche Indikation Röntgenstrahlen und einer Untersuchung des Intimbereichs auszusetzen. Gleichzeitig begrüßte die Ärzteorganisation die kürzlich veröffentlichte Stellungnahme der Zentralen Ethikkommission der Bundesärztekammer.
Darin spricht sie sich für eine sozialpädagogische Altersschätzung aus. Bei der Abwägung zwischen der Genauigkeit der Schätzung einerseits und möglichen Risiken andererseits sollte die Gesundheit der jungen Flüchtlinge Vorrang haben. Zudem könne durch keine der gängigen medizinischen Untersuchungen das Alter mit hinreichender Zuverlässigkeit festgestellt werden.
Der Ethikkommission zufolge werden Minderjährige aus Krisenregionen, die unbegleitet nach Deutschland kommen, in der Regel asylrechtlich anerkannt und in Jugendhilfeeinrichtungen, Pflegefamilien oder Wohngemeinschaften betreut. Allerdings könnten viele junge Flüchtlinge keine Angaben zu ihrem genauen Lebensalter machen.
Die Behörden handhaben die Altersschätzungen sehr unterschiedlich. In manchen Regionen werden alle Flüchtlinge, die ein Alter unter 18 Jahren angeben, ohne Altersschätzung in Obhut genommen. In anderen werden diejenigen, bei denen Zweifel bestehen, regelmäßig einer Altersschätzung unterzogen.
Angewandt werden dabei entweder eine sozialpädagogische Altersschätzung der psychischen Reife, eine körperliche Untersuchung oder beides. Zwar können Flüchtlinge eine medizinische Altersschätzung ablehnen. Dies führt in der Regel jedoch zur Annahme der Volljährigkeit.
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