Gassen erachtet Aufarbeitung der Pandemie als notwendig

Berlin – Es ist dringend nötig, alle in der Pandemie ergriffenen Maßnahmen genau auf ihre Wirksamkeit hin zu untersuchen. Das gelte insbesondere für die Wirkung der Maßnahmen auf Kinder und Jugendliche. Das hat Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), angemahnt.
Er äußerte die Befürchtung, dass die Pandemie und die möglicherweise gemachten Fehler nicht aufgearbeitet würden. „Ich sehe im Moment allerdings noch nicht, dass man das ernsthaft angeht. Einige Akteure, die in der Pandemie lautstark immer wieder immer noch härtere Maßnahmen gefordert hatten, sind ja mittlerweile komplett von der Bildfläche verschwunden“, erklärte Gassen.
Eine Aufarbeitung sei aber notwendig, um für künftige Pandemien Lehren zu ziehen. Dabei würde sich dann auch zeigen, ob Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern wirklich besser durch die Pandemie gekommen sei, wie das von der Politik jetzt dargestellt werde.
„Vor allem eines bewegt mich: Wir haben uns mit den langen unnötigen Schulschließungen an unseren Kindern versündigt“, sagte der KBV-Chef. Die Aufhebung der letzten Schutzmaßnahmen nannte er überfällig, „und das schon seit etlichen Monaten“. Offenbar habe die Regierung lieber am Gesetz festgehalten, als den echten Realitäten Rechnung tragen zu wollen, kritisierte Gassen.
Er hatte sich zusammen mit anderen praktischen Ärzten in der Zeit der Pandemie wiederholt für mildere Schutzmaßnahmen ausgesprochen. Viele Virologen und Epidemiologen vertraten hingegen eine schärfere Linie bis hin zu der Forderung nach einer Null-COVID-Strategie.
Die FDP hat bereits eine Enquetekommission gefordert. Es müsse zum Beispiel geklärt werden, ob Besuchsverbote, die Schließung von Kitas, Schulen und Hochschulen, sowie Ausgangssperren angemessene Mittel zur Pandemiebekämpfung gewesen seien.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat eingeräumt, es sei ein Fehler gewesen, die Schulen so lange zu schließen. Sein Vorgänger Jens Spahn (CDU) hatte während der Pandemie erklärt: „Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“
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