Politik

Lauterbach: Manche Coronamaßnahmen waren „Schwachsinn“

  • Freitag, 10. Februar 2023
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). /picture alliance, Bernd von Jutrczenka
/picture alliance, Bernd von Jutrczenka

Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat erneut Fehler bei der Bekämpfung der Coro­na­pandemie kritisiert. „Was Schwachsinn gewesen ist, wenn ich so frei sprechen darf, sind diese Regeln draußen“, sagte Lauterbach in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“.

Er bezog sich etwa auf das zeitweise ausgesprochene Verbot, ohne Maske joggen zu gehen. „Das ist natürlich klar, das sind Exzesse gewesen“, sagte Lauterbach, der seit Dezember 2021 Bundesgesundheitsminister ist. Die Län­der hätten massiv überreizt, insbesondere Bayern. Auch die langen Kita- und Schulschließungen seien ein Fehler gewesen.

Trotzdem fiel Lauterbachs Bilanz knapp drei Jahre nach Beginn der Pandemie insgesamt positiv aus. „Wir sind gut durchgekommen.“ Dank des vorsichtigen Vorgehens sei die Sterblichkeit in Deutschland trotz der alten Bevölkerung niedriger gewesen als in anderen Ländern.

Bislang seien rund 180.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Coronainfektion gestorben. „Das ist keine schlechte Zahl, aber wir wären noch besser gewesen, wenn es nicht diese ständige Politisierung der Maßnahmen gegeben hätte“, sagte er.

Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) wies Lauterbachs Kritik zurück. Bayerns Corona­kurs sei zwar konsequent gewesen, aber man habe mit Augenmaß auf neue Entwicklungen reagiert und Frei­heiten ermöglicht.

„Lauterbach müsste eigentlich wissen, dass Bayern in wichtigen Bereichen Vorbild war“, sagte Holetschek heute. Das Land habe frühzeitig damit begonnen, an Schulen zu testen, um Präsenzunterricht gewährleisten zu können.

FDP-Vize Wolfgang Kubicki legte Lauterbach (SPD) einen Rücktritt nahe. „Einen ehrenvollen Rücktritt würde Karl Lauterbach niemand vorwerfen“, schrieb er heute auf seiner Facebook-Seite. In dem Eintrag kritisierte der stellvertretende Bundestagspräsident die Coronapolitik der vergangenen drei Jahre scharf.

Diese habe beson­ders bei Kindern und Älteren versagt. Kindern seien mit bewusster Angsterzeugung Lebens­chancen genom­men worden, Ältere in Altenheimen seien menschenunwürdig behandelt worden.

„Karl Lauterbach war einer derjenigen, die daran mitgewirkt haben, kritische wissenschaftliche Stimmen aus­zugrenzen, Panik selbst zu schüren und die Grenzen des Verfassungsstaates zu verschieben“, schreibt Kubicki weiter. „Wenn er meint, jetzt mit einer „Schwamm-drüber-Mentalität“ zur Tagesordnung übergehen zu können, dann wäre das für den demokratischen, rechtsstaatlichen und sozialen Aufarbeitungsprozess fatal.“

dpa

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