Politik

Genesenenstatus bestimmt weiter die Debatte

  • Freitag, 28. Januar 2022
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) & RKI-Präsident Lothar Wieler. /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Christian Mang
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Christian Mang

Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die umstrittene Verkürzung des Genese­nenstatus nach einer Coronainfektion von sechs auf drei Monate erneut als „sinnvoll“ verteidigt. „Bei Omikron haben wir das Problem, dass derjenige, der sich an der Delta-Variante infiziert hatte, sich schon nach drei Monaten an Omikron infizieren kann“, erklärte Lauterbach heute vor Journalisten in Berlin.

Der Genesenenstatus für sechs Monate sei mit Blick auf die nicht gebannte Infektions- und Ansteckungs­gefahr „nicht sicher“, sagte Lauterbach. Er sprach von einem „konservativen Kurs“, den man in Deutsch­land fahre.

Es habe zu dieser Entscheidung auch „keinen Dissens“ zwischen seinem Ministerium und dem Robert-Koch-Institut (RKI) gegeben, bekräftigte der Minister als Reaktion auf mehrere Nachfragen von Journalis­ten zu der umstrittenen Herabstufung des Genesenenstatus auf drei Monate.

In anderen EU-Staaten gelten Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, für einen Zeitraum von sechs Monaten als genesen. Die Regel betrifft auch Menschen, die etwa von einem EU-Land in ein anderes reisen wollen. Deutschland will sich dafür einsetzen, dass der Genesenenstatus auf EU-Ebene auf drei Monate verkürzt wird.

In Deutschland war der Genesenenstatus Mitte Januar auf Basis neuer RKI-Vorgaben überraschend auf eine Zeitspanne von 28 bis 90 Tagen nach einem positiven PCR-Test verkürzt worden. Zuvor hatten sechs Monate gegolten. Die Entscheidung löste teils heftige Kritik aus.

Lauterbach räumte heute ein, dass es zwischen dem RKI und seinem Hause ein „Kommunikationsprob­lem“ gegeben habe. Er sei in den Zeitpunkt der Festlegung des RKI zum Genesenenstatus „nicht einbezo­gen“ gewesen, erklärte Lauterbach. Er sei davon ausgegangen, dass dies noch etwas dauere.

In Zukunft werde man sich aber nun vorher „gemeinsam Gedanken machen“, wie eine solche Statusän­de­rung kommuniziert werden könne. „Wir haben die Kommunikationswege jetzt einvernehmlich verbes­sert.“

Inhaltlich sei die Entscheidung aber richtig, bekräftigte Lauterbach weiter. Das Thema sei in den Fach­gremien ausführlich diskutiert worden. Nach Auswertung der Studienlage sei man dort zu der Erkenntnis gelangt, den Genesenenstatus früher auslaufen zu lassen.

Auf welche Studien genau sich Lauterbach bezieht, wollte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf Nachfrage nicht sagen. Der Minister beziehe sich auf die Studien, die auch das RKI auf seiner Home­page verlinke, hieß es lediglich vom Ministerium.

Inhaltlich bekräftigte RKI-Chef Wieler die Aussagen von Lauterbach heute. Die fachliche Frage sei dazu „klar zu beantworten“, sagte er heute. Die Immunität der Genesenen sei nicht so belastbar wie nach einer Impfung.

Der Bund könne es natürlich „nicht kontrollieren“, wenn in den Bundesländern zum Teil am Genesenen­sta­tus von sechs Monaten festgehalten werde, erklärte Lauterbach. Er halte dieses Vorgehen aber für „falsch“ und werde „natürlich mit den Ländern über die Umsetzung sprechen“.

dpa/may

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