Globale Gesundheit: Sterblichkeit durch internationale Bemühungen verringert

Berlin – Die globale Impfallianz Gavi und der Globale Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria (GFATM, Global Fund) haben in den vergangenen Jahren zu einer Senkung der weltweiten Sterblichkeit beigetragen. Das berichteten eine Vertreterin und ein Vertreter der beiden Organisationen gestern vor dem Unterausschuss des Gesundheitsausschusses „Globale Gesundheit“ im Bundestag.
Seit der Gründung des Globalen Fonds konnte etwa die Sterblichkeitsrate bei den Krankheiten AIDS, Tuberkulose und Malaria um mehr als die Hälfte (55 Prozent) reduziert werden, betonte Johannes Hunger von GFATM. Damit konnten 59 Millionen Leben gerettet werden. Der Fonds wurde 2002 zur Bekämpfung der drei Krankheiten ins Leben gerufen.
2022 sei zudem ein Wiederanstieg der Behandlungszahlen etwa bei Tuberkulose zu erkennen gewesen. Denn während der Pandemie habe sich die Behandlungszahl bei Tuberkulose deutlich reduziert und sei von 5,3 Millionen im Jahr 2021 auf 6,7 Millionen behandelte Menschen im Jahr 2022 wieder gestiegen. „Das ist aus unserer Sicht ein großer Erfolg und auch dem Engagements Deutschlands zu verdanken“, sagte Hunger.
Marie-Ange Saraka-Yao von der globalen Impfallianz Gavi, erklärte, dass die Bemühungen der Organisation rund sieben Millionen Kinder im Zeitraum von 2021 bis 2025 zu retten, auf einem guten Weg seien. Die Allianz habe dazu beigetragen, dass die Kindermortalität in den 17 Ländern mit niedrigstem Einkommen gesenkt werden konnte. Auch hier habe die Pandemie zu einem Rückschlag geführt. Aufgrund der Struktur, die davor allerdings schon aufgebaut worden ist, war ein deutlich erhöhter Einsatz von Impfstoffen möglich.
Die Arbeit soll in Zukunft zudem beschleunigt werden. Dazu gehöre, dass die Allianz nun eine Höchstzahl an Impfstoffen verfüge, die nun schnell möglichst weltweit verimpft werden sollen. Dazu gehöre etwa die Ausrollung der Impfstoffe gegen Gebärmutterhalskrebs oder Malaria. Wichtig sei auch, dass sich rund 50 Prozent des Impfstoffportfolios gegen klimasensible Krankheiten richten würden, so Saraka-Yao.
Bei der Beschaffung von Impstoffen helfe die große Einkaufskraft des Globalen Fonds, berichtete zudem Hunger. Damit habe beispielsweise der Einkaufspreis des Medikaments Bedaquilin zur Anwendung von multiresistenter Tuberkulose um die Hälfte reduziert werden können, sagte Hunger. Auch Saraka-Yao betonte die Notwendigkeit der Economy of Scale, um erschwingliche Preise bei Impfstoffen aushandeln zu können.
Sie betonte, es sei außerordentlich, dass Länder wie etwa Deutschland im Bereich der globalen Gesundheit viel Unterstützung böten, aber die Länder, in denen die Impfstoffe eingesetzt werden, verpflichten sich immer mehr dazu, ihre eigenen finanziellen Ressourcen einzusetzen. So kämen die meisten Ressourcen bei Gavi von Geberländern (60 Prozent). Allerdings stamme damit auch 40 Prozent des eingesetzten Kapitals von den Ländern selbst. Sie geht davon aus, dass dieser Anteil künftig noch steigen werde.
Eine wichtige Errungenschaft sei außerdem ein neues Instrument, das die Herstellungsstrategie für Afrika geändert habe: Der Impfstoffmarkt Accelerator (African Vaccine Manufacturing Accelerator, AVMA). Dieser stützte sich auf neue Innovationen, helfe dabei, mehr Impfstoffe zu produzieren und Engpässe zu überwinden, so Saraka-Yao. Damit könnte eine gerechtere Welt, eine bessere Lieferung mit Impfstoffen und ein besseres Ökosystem geschaffen werden.
Wichtig für eine hohe Impfquote seien auch gute Kommunikation und Aufklärung über die Impfstoffe, erklärte Saraka-Yao. Seit der Pandemie gebe es Schwierigkeiten beim Vertrauen hinsichtlich der Impfstoffe. „Das gab es in der Vergangenheit nicht. In Afrika glauben die Menschen eigentlich an die Immunisierung“, so Saraka-Yao. Auch auf dem afrikanischen Kontinent hätten die sozialen Medien zur Zeiten der Pandemie aber Zweifel geschürt.
Trotz der Bemühungen und bisher erreichten Erfolge befürchtet Hunger vom Globalen Fonds, dass das Gesundheitsziel (Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen) bis 2030 verfehlt werde. Insbesondere die globale Inflation oder auch das Thema Resistenzen stellten große Herausforderungen dar. Allerdings werde nicht aufgegeben, sondern weiter daran gearbeitet, das Ziel doch noch zu erreichen, betonte Hunger.
Teil des Ziels ist etwa die Sterblichkeit von Müttern und Kindern zu reduzieren und alle Menschen vor übertragbaren Krankheiten wie etwa Aids oder Tuberkulose aber auch nicht übertragbaren Krankheiten (Krebs oder Diabetes) zu schützen. Zudem sollen alle Menschen weltweit etwa Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten erhalten, ohne in finanzielle Nöte zu geraten.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: