Ausland

Größter Ärztestreik seit Gründung des britischen Gesundheitsdienstes NHS

  • Donnerstag, 13. Juli 2023
/picture alliance, empics, Lucy North
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London – Krankenhausärzte in England haben heute den größten Streik seit Gründung des britischen Gesund­heitsdienstes NHS vor 75 Jahren begonnen. Der Arbeitskampf der Nachwuchsärzte für besseren Lohn und eine dichtere Personaldecke ist auf fünf Tage angelegt. In der kommenden Woche wollen sich dann auch erfahre­nere Ärzte und Fachkräfte in Krankenhäusern anschließen.

Im Rahmen der Streikaktionen legten heute zunächst die „Junior Doctors“ genannten Nachwuchsärzte für fünf Tage ihre Arbeit nieder. Für die kommende Woche haben die erfahreneren Ärzte, sogenannte „Consultants“, einen 48-stündigen Streik ab dem Donnerstag angekündigt; medizinische Röntgenfachkräfte folgen ab dem 25. Juli.

Der Streit zwischen den jungen Ärzten und der Regierung schwelt bereits seit acht Monaten. Die Gehälter der „Junior Doctors“ halten nach Angaben der Gewerkschaft British Medical Association (BMA) seit langem nicht mit der Inflation mit. Sie mussten demnach in den vergangenen 15 Jahren einen Reallohnverlust von 26 Pro­zent hinnehmen.

Dafür verlangen sie nun einen Ausgleich, welcher die Kaufkraft von 2008 wiederherstellen soll. Das lehnt die Regierung als zu kostspielig ab und verweist auf den Kampf gegen die immer noch sehr hohe Inflation im Land. Ihr Gegenangebot beläuft sich auf ein Lohnplus von fünf Prozent.

Ähnliche Streiks führten im April und Juni zu massiven Störungen, hunderttausende Termine und Operationen in Krankenhäusern mussten verschoben werden. Auch Pflege-, Dienstleistungs- und Fachpersonal in Kranken­häusern schloss sich in den vergangen Monaten den Protestaktionen für bessere Arbeitsbedingungen an.

Nach Angaben der Gewerkschaft BMA ist es der größte Ärztestreik seit Gründung des staatlichen Gesundheits­diensts NHS. „Wir könnten den Streik heute beenden“, erklärten Vertreter der BMA. Dafür erforderlich sei „ein realistisches Angebot“ der Gegenseite sowie die Bereitschaft zu Gesprächen.

Schon jetzt hat der NHS nach der Coronapandemie einen gigantischen Rückstand aufzuarbeiten. Rund drei Millionen Menschen warten nach BMA-Angaben bereits länger als 18 Monate auf einen Behandlungstermin.

Bei seiner Gründung 1948 war der öffentlich finanzierte NHS der erste umfassende, allen Einwohnern offen stehende Gesundheitsdienst der Welt. Er ist jedoch seit Jahren unterfinanziert, überlastet und hoch verschul­det.

Ende Juni kündigte der britische Premierminister Rishi Sunak an, zur Bewältigung der Gesundheitskrise in den kommenden 15 Jahren mehr als 300.000 Fachkräfte einstellen zu wollen.

afp

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