Ärzteschaft

Große Unzufriedenheit mit der Praxissoftware

  • Donnerstag, 2. Mai 2024
/Gorodenkoff, stock.adobe.com
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Berlin – Drei von vier Arzt- und Psychotherapiepraxen in Deutschland würden ihre aktuelle Praxissoftware (PVS) eher nicht weiterempfehlen. Das ergab eine Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Ver­sorgung (Zi).

Danach ist rund die Hälfte der niedergelassenen Praxen explizit unzufrieden mit ihrer jeweiligen Software-anwendung. Lediglich eine von vier Praxen ist mit der Software zufrieden und würde diese aktiv weiterem­pfehlen. Fast die Hälfte der Softwarenutzer berichtet in der Umfrage, dass der Praxisablauf mehrmals pro Woche oder täglich durch Softwarefehler gestört wird.

„Die Befragung des Zi belegt mit frappierender Deutlichkeit die hohe Unzufriedenheit der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen mit ihren PVS“, kommentierte Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztli­chen Bundesvereinigung (KBV), die Ergebnisse.

Laut der KBV waren zum 30. Juni 2023 130 unterschiedliche Softwaresysteme in der Anwendung. Darunter sind viele kleinere Anbieter und Auslaufmodelle (76) unterhalb von 100 Installationen. Knapp 40 Prozent der Softwareinstallationen entfallen auf zwei Systemhäuser.

19,1 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass keine oder kaum Fehler im PVS auftreten oder das der Praxisablauf nur einige Male im Jahr durch Softwareprobleme gestört wird. Unter den besonders zufriedenen Softwarenutzern liegt der Anteil dieser Antworten mit 40,7 Prozent mehr als doppelt so hoch.

Nahezu die Hälfte der Teilnehmenden (47,7 Prozent) sind mit ihrer aktuellen Praxissoftware unzufrieden und würden diese nicht weiterempfehlen. Von diesen unzufriedenen Nutzern wären rund zwei Drittel (64,5 Pro­zent) bereit für einen Wechsel des Softwaresystems.

Das Zi hat aus den Umfragedaten ermittelt, welche Systeme auch im Hinblick auf die Umsetzung der Telema­tik­infrastruktur einen systematisch höheren Anteil zufriedenerer Nutzer haben, die ihr System auch weiterem­pfehlen würden.

Das ist der sogenannte Net-Promoter-Score. Dabei liegen 15 Softwaresysteme, die mehr als 20 Bewertungen erhalten haben, im positiven Bereich mit einem Score-Wert über 0 bis plus 76 Punkten. Für diese Systeme überwiegen die positiven Bewertungen durch die Nutzer teils sehr deutlich.

23 Softwaresysteme mit mehr als 20 Bewertungen liegen nach Zi-Auswertung im negativen Bereich des Net-Promoter-Scores von unter 0 bis zu minus 82 Punkten. Ein Softwaresystem landet im Score genau auf dem Wert 0. „Die Liste der 15 positiv bewerteten Systeme stellen wir gerne zur Verfügung, um wechselbereiten Praxen eine vorläufige Orientierung zu bieten“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.

Er regt an, den Wechsel zu PVS finanziell zu fördern, die nach vorheriger Prüfung eine bessere Funktionalität beziehungsweise einen besseren Service bieten und damit zur Umsetzung der Telematikinfrastruktur besser geeignet sind.

„Dies hätte das Potenzial die medizinische Versorgung für die Mehrheit der gesetzlich Versicherten deutlich zu verbessern. Zudem können wir es uns angesichts des Fachkräftemangels nicht leisten, dass Praxen aufge­ben, weil sie wegen ihres Softwareanbieters an der Digitalisierung scheitern“ so von Stillfried.

Für die Umfrage hat das Zi 12.245 Datensätze in die Analysen einbezogen. Davon sind rund 64 Prozent von niedergelassenen Ärzte ausgefüllt worden, 22 Prozent von niedergelassenen Psychotherapeuten, vier Prozent von angestellten Ärztinnen und Ärzten und neun Prozent von Medizinischen Fachangestellten und anderem Praxispersonal.

hil

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