Politik

Grüne wollen Niveau der Altenpflege­ausbildung aufwerten

  • Dienstag, 26. Juni 2018
/dpa
/dpa

Berlin – Die Grünen fordern, das inhaltliche Niveau der künftigen Altenpflege­ausbildung wieder auf das Niveau anzuheben, das ursprünglich vom Bundesge­sundheitsministerium (BMG) vorgesehen war. Das geht aus einem Änderungsantrag der Fraktion zur Ausbildungsverordnung hervor, mit der die Inhalte der neuen Pflegeausbildung festgelegt werden sollen.

Union und SPD streiten seit langem darüber, welches Niveau die Ausbildung zur Alten­pflege künftig haben soll. Während die SPD eine hohe Qualifikation fordert, sorgt sich die Union darum, dass Hauptschüler dadurch abgeschreckt werden könnten, diese Ausbildung zu beginnen. Am vorläufigen Ende dieses Streits stand ein Kompromiss bezüglich der Inhalte des dritten Jahres der Ausbildung zur spezialisierten Altenpflege. In einer Anhörung vor dem Gesundheitsausschuss des Bundestages kritisierten Vertreter von Pflegeverbänden gestern die mit diesem Kompromiss einhergehende Absenkung des Ausbildungsniveaus.

Pflegeverbände kritisieren „absichtliche Minderqualifizierung“

„Pflegediagnosen, spezifische Assessmentverfahren, Evaluation und Palliativversorgung als Kernkonzepte sind zentrale Bestandteile nationaler und internationaler pflege­fachlicher Standards“, betonte zum Beispiel der Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS). „Diese wurden nun als inhaltliche Bezugspunkte für die Abschlusskompetenzen explizit wieder aus der Ausbildungsverordnung entfernt, was einen gravierenden Mangel darstellt.“

Aus fachlicher Sicht gebe es keinen Grund, das für die Pflege alter Menschen verantwortliche Personal unterhalb anerkannter fachlicher Standards auszubilden. „Aus ethisch-professioneller Perspektive sprechen wir uns dagegen aus, alten und sterbenden Menschen über eine absichtliche Minderqualifizierung des Personals die bestmögliche Pflege vorzuenthalten“, so der BLGS.

Die Arbeitgeber befürworteten den Kompromiss hingegen, da er dem Anspruch gerecht werde, einen für einen weiten Personenkreis realistischen Berufsabschluss in der Altenpflege zu erhalten, wie die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber­verbände erklärte.

Schulz-Asche: „Das ist fatal“

Die Grünen wollen mit ihrem Antrag nun erreichen, dass die ursprüngliche Version aus dem BMG weitgehend wiederhergestellt wird. „Die Pflegeberufereform ist mit dem Ziel gestartet, die Ausbildung zur Alten-, Kinder- und Krankenpflege gleichwertig zu gestalten und in ein Konzept zu gießen, in dem sich Fachkräfte bis hin zur Hochschulbildung aus- und weiterbilden können“, erklärte die Sprecherin für Pflegepolitik der Grünen, Kordula Schulz-Asche.

„Die Ausbildung zur Altenpflege wurde aus diesem Konzept im letzten Moment wieder herausgerissen. Sie soll eigenständig und mit einem deutlich niedrigeren Kompetenz­niveau separat weiter geführt werden.“ Die Altenpflege werde damit ein Ausbildungs­beruf zweiter Klasse mit nur eingeschränkten Entwicklungsmöglichkeiten für die Altenpfleger.

„Das ist fatal, denn durch den demografischen Wandel werden wir gerade in der Altenpflege zukünftig sehr viel mehr Menschen für diesen Beruf motivieren müssen“, so Schulz-Asche. „Es ist auch unsinnig, da die Versorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen, mit einer Vielzahl von zu versorgenden Krankheiten und Bedürfnissen, stetig anspruchsvoller wird. Vor diesem Hintergrund befürchte ich, dass zukünftig noch weniger Menschen als bisher diesen Beruf ergreifen werden.“

fos

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung