Hausärzte dringen auf zügige Reformen

Bad Soden-Salmünster – Im Umbruch zwischen dem Aus der Ampelregierung in Berlin und einer vorgezogenen Bundestagswahl dringen die Hausärzte bundesweit auf Verbesserungen.
Eine von Delegierten des Hausärzteverbands Hessen in Bad Soden-Salmünster verabschiedete Resolution erinnert etwa daran, „dass alle Parteien wiederholt versprochen haben, die hausärztliche Versorgung stärken zu wollen. Bei Lippenbekenntnissen darf es nicht bleiben“. Nötig sei ein „Programm zur Rettung der hausärztlichen Praxen“.
Dazu gehöre ein „Primärarztsystem zur Patientensteuerung: Der Zugang zur nächst höheren Versorgungsebene muss über die Hausärztinnen und Hausärzte laufen. So lassen sich eine unkoordinierte Inanspruchnahme des Gesundheitssystems verhindern und eine Über- und Unterversorgung mit medizinischen Leistungen eindämmen.“
Nötig sei auch eine „Entbudgetierung aller hausärztlichen Leistungen“ in Form einer neuartigen Gesamtvergütung: „Ist das Honorarvolumen aufgebraucht, müssten die Krankenkassen nachschießen.“ Schließlich forderten die Delegierten die Stärkung und Modernisierung des Medizinstudiums, einschließlich der Schaffung weiterer Studienplätze.
Bundesweit fehlen laut dem Verband 5.000 Hausärzte, darunter 250 in Hessen. Rund 40 Prozent der Hausärzte in Deutschland seien älter als 60 Jahre. „Damit ist klar, dass sich die Situation in den kommenden Jahren extrem zuspitzen wird“, betonte der Hausärzteverband Hessen. Die nächste Bundesregierung müsse sich hier vorrangig um Reformen kümmern, „andernfalls droht der ambulanten hausärztlichen Versorgung ein Desaster“.
Auch der Bayerische Hausärzteverband warnt davor, wegen des Bruchs der Koalition wichtige Reformen für die Allgemeinmedizin zu verschieben. Die Politik habe zwar erkannt, wie wichtig Hausärzteseien, aber „leider werden die entsprechenden Gesetzesinitiativen zur dringend notwendigen Stärkung der Allgemeinmedizin mit dem Bruch der Ampelkoalition nicht mehr umgesetzt“, kritisierte der Vorsitzende des Verbandes, Wolfgang Ritter, auf der Delegiertenversammlung des Bayerischen Hausärzteverbandes vergangenes Wochenende in Nürnberg.
Die Delegierten wiesen unter anderem daraufhin, dass die Praxen begonnen hätten, das Konzept „Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell“ (HÄPPI) umzusetzen und sich zu Teampraxen weiterzuentwickeln.
Dabei gehe es zum Beispiel um Weiterbildungsangeboten für Medizinische Fachangestellte und Stipendien für Medizinstudierende. „Diese nachhaltige Strategie muss im Interesse der Patientinnen und Patienten endlich auch von der Politik und den Krankenkassen nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten unterstützt werden“, so Ritter.
Nötig sei außerdem die Novellierung der veralteten und intransparenten Gebührenordnung für Ärzte. Außerdem sollte die Politik laut dem Verband Sanktionen gegen Krankenhäuser verhängen, die sich noch nicht an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen hätten.
Kein Verständnis haben Bayerns Hausärzte für Bestrebungen, das Präventionsangebot in den Apotheken weiter auszubauen. „Prävention ist ein integraler Bestandteil hausärztlicher Tätigkeit“, heißt es dazu in dem Antrag, in dem der Gesetzgeber aufgefordert wird, die Rolle der Hausärztinnen und Hausärzte in der Primärprävention im fünften Sozialgesetzbuch deutlich auszuweiten und zu stärken.
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