Ärzteschaft

Hausärzte erwarten höhere Vergütung für Grippeimpfungen

  • Mittwoch, 12. Oktober 2022
/guerrieroale, stock.adobe.com
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Berlin – Der Deutsche Hausärzteverband fordert eine Erhöhung der ärztlichen Vergütung für Grippeschutzim­pfungen. Es gebe keinen sachlichen Grund dafür, dass Apotheker für die Impfung mehr erhielten als Ärzte, erklärte der Verbandsvorsitzende Markus Beier heute.

Gestern hatte die Mitgliederversammlung des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) die mit dem GKV-Spit­zenverband ausgehandelte Vergütung von 11 Euro beschlossen. Apotheken erhalten demnach für jede Grippe­schutzimpfung eine Vergütung in Höhe von 7,60 Euro für die Durchführung und Dokumentation plus 2,40 Euro für Nebenleistungen wie Verbrauchsmaterial und einen weiteren Euro für die Beschaffung der Impfdosis.

„Dass die Apothekerinnen und Apotheker mehr Geld für die Impfungen erhalten sollen als die Ärztinnen und Ärzte ist absolut inakzeptabel“, erklärte Beier dazu. Warum sollten Ärzte, die das Impfen und den Umgang mit möglichen Impfreaktionen in Aus- und Weiterbildung gelernt hätten, weniger Vergütung erhalten als Apothe­ker, die lediglich einen kurzen Workshop besucht hätten?, fragte er. „Das kann niemand nachvollziehen.“

Der Verband erwarte nun, dass die Vergütung der Ärzte unverzüglich angepasst wird. „Keine Impfung durch Ärztinnen und Ärzte sollte in Zukunft mit weniger als elf Euro vergütet werden“, forderte Beier. Es könne nicht sein, dass bei den niedergelassenen Ärzten der Rotstift angesetzt werde und im selben Atemzug solche Ver­ein­­barungen getroffen würden, deren Mehrwert für die Versorgung mehr als zweifelhaft sei.

Apotheker hätten zwar viele Kompetenzen, das Impfen gehöre aber weiterhin nicht dazu, da sie dafür nach wie vor schlichtweg nicht ausgebildet seien, beispielsweise für den Fall eines allergischen Schocks. „Aus gutem Grund ist das Impfen eine urärztliche Aufgabe“, sagt Beier. „Dass das jetzt ausgehebelt wird, ist für die Patientinnen und Patienten am Ende des Tages keine gute Nachricht.“

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) spricht sich ebenfalls dafür aus, dass Grippeimpfungen in Ärzte­hand zu belassen. Neben den medizinischen Gründen wie fehlender Ausbildung im Umgang mit anaphylakti­schen Schocks sei es auch berufspolitisch „mehr als fragwürdig, offensiv Aufgaben einer befreundeten Pro­fession zu übernehmen“, mahnte der stellvertretende Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Stephan Hofmeister, im Mai beim 126. Deutschen Ärztetag in Bremen.

Die Politik mache immer wieder den gleichen Fehler und verteile die Aufgaben auf immer mehr Schultern, kritisierte auch Beier: „Wenn immer mehr Berufsgruppen beim Impfen mitmischen, dann hat am Ende niemand mehr den Überblick und trägt die Gesamtverantwortung.“

Die Impfquote werde man so nicht steigern können. „Das lehrt auch die Erfahrung beispielsweise bei den Coronaimpfungen in den Apotheken. Auch dieses Angebot wird von den Menschen kaum angenommen“, er­klärte Beier. „Stattdessen brauchen wir ein Impfprogramm bei dem ein Akteur ganz klar den Hut aufhat und am Ende des Tages auch die Verantwortung trägt. Das kann nur die Hausärztin oder der Hausarzt sein.“

lau

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