Ärzteschaft

Hausärzteverband Nordrhein: Ernüchterung ob der Gesundheitspolitik

  • Donnerstag, 21. Dezember 2023
/picture alliance, dpa-tmn, Benjamin Nolte
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Köln – Ernüchterung bezüglich des gesundheitspolitischen Jahresfazits für das sich dem Ende neigende Jahr 2023 herrscht beim Hausärzteverband Nordrhein. Die Politik ignoriere jegliches Bemühen der ambulanten Versorger zur Sicherung der medizinischen Grundversorgung, kritisierte heute Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein.

„Die bundesweit vielen Protestaktionen in den letzten Wochen machen deutlich: Es reicht! Die Hausärztinnen und Hausärzte mit ihren Praxisteams sind frustriert. Sie verlangen berufliche Perspektiven“, erklärte Funken. Konzepte für eine zukunftsfähige, flächendeckende hausärztliche Versorgung lägen vor, versickerten aber in den Schreibtischschubladen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG).

Nur unverbindliche Gespräche

Zwar spreche Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) „gerne und auch generell positiv“ über die Hausärzte, tragfähige und zielführende Gespräche zur Zukunftsfähigkeit der hausärztlichen Versorgung blieben aber unverbindlich, kritisierte Funken. Vielmehr würden die „Alleingänge des Bundesministers“ für die Beteiligten den „Eindruck der Beratungsresistenz“ erwecken. Keines der aus Sicht der Praxen zentralen Problemfelder – wie Telematik, Bürokratisierung oder Honorierung – sei zum Ende des Jahres gelöst.

Das jüngste Beispiel sei die elektronische Patientenakte (ePA), über die vom Gesetzgeber ohne Einbindung der Ärzteschaft entschieden worden sei. „Wir Hausärztinnen und Hausärzte wollen die ePa. Wir sind aber nicht bereit, jede politisch gewollte, aber in der Praxis nicht funktionierende Digitalisierung zu schultern“, betonte Funken. „Wenn es mehrere Minuten dauert, bis man auf die Dokumente zugreifen kann, dann ist das im eng getakteten Praxisalltag indiskutabel. Und das ist der Stand heute.“ Es sei zu bezweifeln, dass die technischen Schwächen in den nächsten zwölf Monaten gelöst werden.

„Wir sind in der hausärztlichen Versorgung mittendrin im Generationswechsel“, erklärte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes. Schon jetzt seien durch altersbedingtes Ausscheiden über 1.000 Stellen für Allgemeinmediziner unbesetzt. „Im nächsten Jahr kann sich die Zahl der freien Hausarztsitze verdoppeln. Der Bundesminister kann die Modernisierung der ambulanten Versorgung nicht weiter auf die lange Bank schieben.“

EB/aha

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