Hausärzteverband wähnt Kernkompetenzen der Allgemeinmedizin in Gefahr

Mainz – Der Deutsche Hausärzteverband (DHÄV) wehrt sich gegen eine Relativierung oder gar Aushöhlung des hausärztlichen Qualifikations- und Leistungsprofils durch die Übernahme von Teilaufgaben durch „grundversorgende Fachärzte“ und nicht ärztliche Medizinberufe. Auf ihrer Frühjahrstagung in Mainz forderten die Delegierten des Verbandes die Gesetzgeber in Bund und Ländern sowie die Ärztekammern auf, „eine Aushöhlung oder Auffächerung der hausärztlichen Versorgung durch die Ausgliederung originär hausärztlicher Leistungen zwingend zu verhindern“.
Den Hausärzten geht es darum, dass auch in Zukunft die Allgemeinmedizin „das maßgebliche Fach für die hausärztliche Versorgung ist“, da nur sie „die Versorgung des ganzen Menschen (gewährleistet)“, heißt es in einer einstimmig verabschiedeten Resolution.
Die berufs- und vertragsarztrechtlichen Rahmenbedingungen zur Stärkung der Hausärzte, darunter die Trennung der Versorgungsbereiche und der Gesamtvergütungen sowie das verpflichtende Angebot der gesetzlichen Krankenkassen zur hausarztzentrierten Versorgung, müssten erhalten und ausgebaut werden. Die spezifische hausärztliche Versorgung würde im Kern von Fachärzten für Allgemeinmedizin getragen. „Sie darf nicht dadurch geschwächt werden, dass auch nicht spezifisch qualifizierte Fachärzte beziehungsweise Gebietsärzte oder andere Berufsgruppen ganz oder teilweise zur hausärztlichen Versorgung zugelassen werden.“
In seinem Lagebericht geht der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, von einer mehrfachen Bedrohung der hausärztlichen Versorgungshoheit aus. Namentlich erwähnte er den Berufsverband Deutscher Internisten (BDI), dessen Führung jüngst in einem verbandsinternen Medium den Vorschlag wiederholt habe, dass „sogenannte grundversorgende Fachärzte die hausärztliche Versorgung übernehmen könnten.“
Anstatt den Hausärzteverband darin zu unterstützen, die Allgemeinmedizin zu fördern, um für die Bevölkerung eine gute, qualitativ hochwertige Primärversorgung sicherzustellen, würden solche „aus der Zeit gefallenen Vorschläge in die Welt geblasen“. Weigeldt weiter: „Wie will denn ein Gebietsarzt nach fünf- oder sechsjährigen klinischer Weiterbildung, davon die meiste Zeit im OP-Saal, in der Praxis polymorbide Patienten behandeln? Das ist wie Fahren ohne Führerschein.“ Er wolle nicht die Kompetenz der Gebietsärzte für ihr jeweiliges Gebiet bezweifeln.Aber man verbitte sich „die offensichtliche Geringschätzung der Qualifikation und Kompetenz der Hausärztinnen und Hausärzte!“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: