Politik

Hebammenverband drängt auf schnelle Einführung von Studiengängen in Niedersachsen

  • Dienstag, 23. April 2019
/dpa
/dpa

Osnabrück – Der Hebammenverband Niedersachsen hat die zügige Einführung von Studiengängen für Geburtshelferinnen in Niedersachsen angemahnt. Hintergrund ist die Reform der Hebammenausbildung in Deutschland. Einem Entwurf der Bundesregierung zufolge soll es ab 2021 keine Ausbildung mehr an Fachschulen geben, sondern nur noch über ein akademisches Studium.

Notwendig sei die schnelle Einführung von Studiengängen in Osnabrück, Oldenburg, Hannover und Hildesheim/Göttingen, sagte die Landesvorsitzende des Hebammen­ver­bandes, Veronika Bujny. „Unsere Forderung an die Landesregierung lautet: Nehmt Euch ein Herz, nehmt Geld in die Hand und richtet die Studiengänge schnellstmöglich ein“, sagte Bujny.

Schon jetzt sei die Versorgung mit freiberuflichen und festangestellten Hebammen in Niedersachsen nicht ausreichend, erklärte Bujny. Auch viele Kliniken müssten Frauen bereits abweisen. In den nächsten acht Jahren gehen ihr zufolge ein Viertel der jetzt 2.000 Hebammen in Niedersachsen in den Ruhestand. „Es sind zu wenig junge Kolle­ginnen, die in den Beruf gehen. Das hat auch damit zu tun, dass in den 80er- und 90er-Jahren Ausbildungsplätze abgebaut worden sind.“

Das Ende der Ausbildung an Fachschulen sei für 2020 absehbar, und damit sei dieses Auslaufmodell für Berufsinteressierte unattraktiv. Die Folge: Interessentinnen würden eher auf die Studiengänge warten, mit der Folge, dass sich die Versorgung mit Fachkräf­ten zunächst weiter verschlechtern dürfte.

„Wenn man erkennt, dass das alte Modell der Ausbildung überholt ist, muss man schnell reagieren“, fordert Bujny. Andere Bundesländer seien attraktiver: Bremen und Hamburg böten bald einen Studiengang, und unter anderem in Lübeck, Fulda Bochum und Berlin gebe es bereits entsprechende Angebote. Ein bereits in Osnabrück existierender Studien­gang sei nur ein auf eine Fachschul­ausbildung aufsattelnder Studiengang. In Osnabrück müsse daher auch ein primärqualifi­zierender Studiengang eingerichtet werden.

Die Landesregierung Niedersachsen geht davon aus, dass für Niedersachsen rund 190 Studienplätze notwendig sind, um den Bedarf zu decken. „Die Akademisierung soll wei­tere Gruppen von potenziell Interessierten erschließen und die Attraktivität des Berufs­bildes ‚Hebamme’ steigern“, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.

Allerdings reagieren die Ressorts auf die Forderung, schnellstmöglich Studienplätze zu schaffen, eher verhalten. Die entsprechende Planung richte sich nach rechtlichen Rah­menbedingungen, passenden Hochschulstrukturen und ausreichenden Finanzie­rungs­möglichkeiten, teilte eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums mit.

Im März hatte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) Zahlen vorgestellt, wonach die Zahl der Geburten in Niedersachsen steigt. Demgegenüber blieb die Zahl der Hebam­men im Krankenhaus in den vergangenen Jahren mit etwa 900 konstant, die Zahl der frei­beruflich arbeitenden Geburtshelferinnen ging von 2009 bis 2016 von 1.197 auf 1.065 zurück.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung