Hessen: Schweregrad bei psychischen Erkrankungen nimmt zu

Kassel – Der Gesundheitsdienstleister Vitos sieht steigende Herausforderungen in der Versorgung psychisch kranker Menschen in Hessen. „Wir stellen schon seit Jahren fest, dass Patientinnen und Patienten, die in unseren Kliniken stationär behandelt werden, deutlich schwerer erkrankt sind“, erklärte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Das betreffe nicht nur die Erwachsenenpsychiatrie, sondern spätestens seit der Coronapandemie auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie.
„Bei psychisch erkrankten Erwachsenen sehen wir zudem häufiger Fälle von Komorbidität“, so der Sprecher. Patientinnen und Patienten brächten in einer zunehmenden Zahl von Fällen nicht nur eine behandlungsbedürftige Erkrankung mit, sondern mehrere.
So litten Patienten mit depressiven Störungen häufig auch an somatischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen oder Diabetes, aber teils auch an anderen psychischen Erkrankungen wie Sucht, Ängsten und Zwängen sowie Traumata. „Dies wirkt sich natürlich auf die Behandlung aus, die dadurch anspruchsvoller und komplexer wird.“
Vitos ist mit 115 Einrichtungen an 70 Standorten sowie mehr als 12.000 Mitarbeitenden der mit Abstand größte Anbieter im Bereich der psychiatrischen Versorgung in Hessen.
Erschwerend komme hinzu, dass die stationäre Versorgung besonders personalintensiv sei. „Das stellt uns vor große Herausforderungen. Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen wird sich in den nächsten Jahren verstärken, wenn die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben ausscheiden.“
Um Engpässe in der stationären Versorgung zu vermeiden, baue man nichtstationäre Versorgungsangebote aus. Dazu gehörten tagesklinische und ambulante sowie die sogenannte stationsäquivalente Behandlung. „Das ist ein aufsuchendes Behandlungsmodell, bei dem ein mobiles Team die Patientinnen und Patienten in ihrem häuslichen Umfeld aufsucht und dort behandelt“, erläuterte der Sprecher. Zielgruppe seien beispielsweise erkrankte Kinder, für die ein stationärer Klinikaufenthalt aus bestimmten Gründen nicht umsetzbar sei.
In den Vitos-Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie wurden im vergangenen Jahr knapp 23.300 Patientinnen und Patienten vollstationär behandelt. Das seien in etwa ebenso viele gewesen wie in den Vorjahren. Teilstationär waren es rund 4.500 Patientinnen und Patienten, hier sei seit 2020 (2.095 Fälle) ein kontinuierlicher Anstieg zu verzeichnen.
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