Politik

Hitzeaktionstag: Großes Bündnis will Hitzeschutz weiter ausbauen

  • Mittwoch, 5. Juni 2024
Die Vertreterinnen und Vertreter des Hitzeschutzbündnisses beim gemeinsamen Pressetermin. /gebhardt
Die Vertreterinnen und Vertreter des Hitzeschutzbündnisses beim gemeinsamen Pressetermin. /Gebhardt

Berlin – Seit dem ersten Hitzeaktionstag im vergangenen Jahr ist beim Hitzeschutz im deutschen Gesundheitswesen viel geschehen. Zum Beispiel hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) vor kurzem Musterhitzeaktionspläne für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen vorgelegt. Vieles muss aber auch noch geschehen, um die Menschen in Deutschland vor der Gefahr durch Hitze zu schützen. Das erklärten Vertreterinnen und Vertreter eines großen Hitzeschutzbündnisses heute in Berlin anlässlich des zweiten bundesweiten Hitzeaktionstages.

Dem Bündnis gehören unter anderem die Bundesärztekammer (BÄK), der Hausärztinnen- und Hausärzteverband (HÄV) , die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der GKV-Spitzenverband und der Deutsche Pflegerat an.

„Wir sprechen heute von Hitze und sehen gleichzeitig die verheerenden Überschwemmungen in Süddeutschland“, sagte BÄK-Präsident Klaus Reinhardt. „Das eine hat mit dem anderen zu tun. Starkregen und Extremwetter sind ebenso Folgen des Klimawandels wie die Hitze.“

Der erste Hitzeaktionstag wurde im vergangenen Jahr von der BÄK und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) ins Leben gerufen. Seither haben sich über 50 Institutionen und Verbände des deutschen Gesundheitswesens dem Hitzeschutzbündnis angeschlossen. Anlässlich des zweiten Hitzeaktionstages finden deutschlandweit über 150 Veranstaltungen statt, bei denen die Menschen für die Gefahren sensibilisiert werden, die Hitze für ihre Gesundheit bedeuten kann.

Dass das Bündnis in so kurzer Zeit so groß geworden sei, zeige, wie ernst die Akteure des Gesundheitswesens die Gefahren des Klimawandels nehmen, sagte Reinhardt. Klima- und Hitzeschutz seien gesamtgesellschaftliche Aufgaben. Die Akteure des Gesundheitswesens würden dabei ihre Verantwortung wahrnehmen.

Hitzeschutz geht uns alle an

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betonte, dass Europa in besonderer Weise vom Klimawandel betroffen sei. „Wir haben eine alte Bevölkerung und die Erderwärmung nimmt hier doppelt so schnell zu wie in anderen Regionen der Erde“, sagte er. Deutschland müsse mit mehr und mehr Toten durch Hitze rechnen. Hinzu komme, dass Hitze bei vielen Menschen die Gesundheit verschlechtere, zum Beispiel bei Demenzpatienten.

Lauterbach lobte die Bundesärztekammer dafür, dass sie sich schon vor einigen Jahren des Themas Hitzeschutz angenommen habe. Das sei vorbildlich. Zudem lobte er, dass sich die Akteure des Gesundheitswesens gemeinsam für den Hitzeschutz engagierten. „Hitzeschutz geht uns alle an“, so Lauterbach.

Der Vorstandsvorsitzende von KLUG, Martin Herrmann, betonte, dass das Thema Hitzeschutz noch vor zwei bis drei Jahren im deutschen Gesundheitswesen praktisch keine Rolle gespielt habe. „Jetzt sehen wir, wieviel sich im vergangenen Jahr seit dem ersten Hitzeaktionstag verändert hat“, sagte Herrmann und nannte als Beispiele die vom BMG veröffentlichten Musterhitzeschutzpläne. Doch das reiche noch nicht aus.

„Wir müssen uns auch weiterhin diesem Thema stellen und zusammen daran arbeiten“, forderte Herrmann. „Wir müssen die Herausforderungen im Klima- und Hitzeschutz annehmen und uns erwachsen auf die Gefahren vorbereiten. Und wir sehen: Wenn wir gemeinsam einen Orientierungsrahmen schaffen, wollen sich viele Menschen daran beteiligen.“

Auswirkungen des Klimawandels werden in den Arztpraxen spürbar

Dies bestätigte die Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth. So hätten sich für eine vor kurzem angebotene Weiterbildung zum Thema klimaresiliente Versorgung so viele Hausarztpraxen angemeldet, wie noch zu keiner Weiterbildung davor.

Buhlinger-Göpfarth erklärte, dass Hausärztinnen und Hausärzte in ihren Praxen immer mehr Patienten sähen, die zum Beispiel einen Sonnenstich erlitten haben und die wegen Hitze kollabiert sind. „Früher waren das Ausnahmen“, sagte sie. „Heute nicht mehr. Die Folgen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit werden in unseren Praxen immer drastischer spürbar.“

Sie erklärte, dass Hausärztinnen und Hausärzte ihre Patienten zunehmend zum Thema Gesundheit und Hitze berieten. Das nehme aber Ressourcen in Anspruch, die infolge des ohnehin hohen Versorgungsdrucks eigentlich nicht vorhanden seien. Sie forderte deshalb für Hausärztinnen und Hausärzte eine zusätzliche Vergütung für eine klimaresiliente Beratung in ganz Deutschland. Bislang gibt es einen entsprechenden Zuschuss nur in Hausarztverträgen in Baden-Württemberg.

Krankenhäuser brauchen Investitionsmittel für den Hitzeschutz

Der Vorstandsvorsitzende der DKG, Gerald Gaß, rief die Krankenhäuser dazu auf, auf der Basis der nun vorliegenden Musterhitzeschutzpläne individuelle Hitzeschutzpläne zu erstellen. Dabei gehe es zum Beispiel darum, die Räume im Krankenhaus zu erfassen, in denen es bei Hitzewellen zu heiß wird. Beschäftigte müssten mit kühlender Kleidung ausgestattet werden. Die Beschäftigten und die Patienten müssten für das Thema sensibilisiert werden. Und es bedürfe technischer Maßnahmen, um die Gebäude bei Hitzewellen kühlen zu können.

„Die Krankenhäuser sind bereit, ihre Verantwortung beim Hitzeschutz zu übernehmen“, sagte Gaß. „Gerade für die technischen Maßnahmen benötigen sie aber Investitionsmittel.“ Gaß rief die Bundesländer dazu auf, ihrer Verantwortung für den Hitzeschutz ebenfalls gerecht zu werden und den Krankenhäusern die entsprechenden Investitionsmittel zur Verfügung zu stellen.

fos

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