Hitze: Direkte und indirekte Auswirkungen auf die Gesundheit weltweit

Berlin – Während Hitze bereits hierzulande ein großes Problem ist und zu mehr Krankenhausaufnahmen führt, sind Menschen in Subsahara Afrika noch einmal mehr von den Auswirkungen betroffen. Dazu zählten insbesondere Personen, die eigene Landwirtschaft betreiben, wie Oliver Opatz vom Institut der Physiologie der Charité extreme Umwelten heute berichtete.
„Das ist die problematischste Gruppe, die es auf der Welt gibt“, so Opatz. So seien die Menschen mit direkten physiologischen Auswirkungen der Hitze sowie Hungersnöten konfrontiert. Zusätzlicher Sekundäreffekt sei eine steigende Zahl von chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD), weil die Menschen aufgrund der Hitze eher drinnen als draußen am offenen Feuer kochten.
Doch nicht nur auf den Körper, auch auf die psychische Gesundheit hat Hitze Auswirkungen. „Es gibt Studien dazu, dass es vermehrt Konflikte entstehen, wenn es eine permanente Hitzesituation ohne Erholung in der Nacht gibt“, erklärte Opatz. Grund dafür sei dem Experten zufolge eine vermehrte Aktivierung des Sympathikus auch in eigentlichen Ruhephasen wie in der Nacht: „Dann suggeriert unser vegetatives Nervensystem, dass wir uns im Kampfmodus befinden.“
Bereits jetzt sehe man die Auswirkungen von Hitze auf das Migrationsgeschehen, so der Luft- und Raumfahrtmediziner. Opatz geht davon aus, dass sich das Migrationsgeschehen auch auf andere Gebiete ausweiten kann.
Wie sich die Hitzesituation in den nächsten 25 Jahren entwickelt, ließe sich jedoch nicht vorhersagen. „Im Moment sind wir in einer exponentiellen technologischen Entwicklung“, so Opatz. Daher würde man in 25 Jahren möglicherweise anders über Dinge nachdenken und Hilfesysteme könnten sich verändern.
Apps für Trinkmengenanpassung und Medikamentenumstellung
Um die Menschen besser schützen zu können, entwickelten verschiedene Start-Ups am Berlin Institute of Health (BIH) aktuell Apps, wie die Trinkmenge in Hitzeperioden etwa bei Nierenerkrankungen angepasst oder Medikamente umgestellt werden müssten. Denn eine falsche Trinkmenge oder eine fehlende Umstellung von Medikamenten bei Hitze seien oftmals der Grund für eine Dekompensation.
„Aktuell haben wir das Schema, dass jeder Patient die gleichen Medikamente zur gleichen Zeit am Tag nimmt“, kritisierte Opatz. Er hält es für sinnvoller, die Medikamentendosis und die Einnahmezeit an den aktuellen Zustand des Patienten anzupassen. „Man braucht Lösungen, die Patienten auch kurzfristig beraten, wie Medikamente umgestellt werden“, so Opatz. Aufgrund der Unterversorgung mit Hausärzten sei hier ein direktes Feedback zur Medikamenteneinstellung und Trinkmenge oftmals nicht möglich.
An der Charité habe Hitze in den vergangenen Jahren bereits zu mehr Krankenhauspatienten geführt. Meist handele es sich um Fälle von Herzkreislauferkrankungen, COPD oder Nierenerkrankungen, die sich aufgrund der zunehmenden Temperaturen verschlechtere, so Opatz. Vor allem Kinder und ältere Menschen seien betroffen.
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