Ausland

Hunderte Attacken auf Gesundheitsin­frastruktur in der Ukraine

  • Dienstag, 22. November 2022
/picture alliance, AP, Evgeniy Maloletka
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Kopenhagen/Kiew – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat seit Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine mehr als 700 Angriffe auf die Gesundheitsinfrastruktur des Landes regis­triert. WHO-Regionaldirektor Hans Kluge sprach gestern in Kiew von einem „Verstoß gegen das humanitäre Völker­recht und die Kriegsre­geln“.

„Das ist die größte Attacke auf die Gesundheitsversorgung auf europäischem Boden seit dem Zweiten Welt­krieg“, sagte er. Anhaltende Angriffe auf die Gesundheits- und Energieinfrastruktur bedeuteten, dass Hunderte von Kranken­häusern und Gesundheitseinrichtungen nicht mehr voll funktionsfähig seien. Es mangele an Brenn­stoff, Wasser und Strom mangle.

„Wir erwarten, dass zwei bis drei Millionen weitere Menschen ihre Häuser auf der Suche nach Wärme und Sicherheit verlassen werden“, warnte er. Diese Menschen würden dann „mit besonderen gesundheitlichen Herausforderungen“ konfrontiert sein, da­runter Atemwegsinfektionen wie COVID-19, Lungenentzündung und Grippe, sagte Kluge. Auch die „ernste Gefahr von Diphtherie und Masern in der nicht ausreichend geimpften Bevölkerung“ drohe.

Den Ukrainerinnen und Ukrainern stehe ein „lebensbedrohlicher Winter“ bevor, sagte Kluge weiter. Hundert­tausende Häuser und Wohnungen, Schulen und Krankenhäuser seien ohne Heizung. Zehn Millionen Menschen seien ohne Strom. Das stelle mit Blick auf den kommenden Winter und Temperaturen bis zu minus 20 Grad Celsius ein drama­ti­sches Gesundheitsrisiko dar. „Kaltes Wetter kann tödlich sein“, sagte Kluge.

Gesundheitsgefahr drohe auch dadurch, dass „verzweifelte Familien versuchen, sich warm zu halten“ und auf alternative Heizmethoden mit Kohle oder Holz oder die Verwendung von Generatoren zurückgriffen. „Dies birgt gesundheitliche Risiken durch giftige Substanzen, die für Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schädlich sind, sowie Verbrennungen und Verletzungen durch Unfälle“, erklärte der WHO-Regionaldirektor.

Sein Kollege Jarno Habicht berichtete, dass WHO-Mitarbeiter Zugang zu der kürzlich befreiten südukraini­schen Großstadt Cherson erhalten hätten. So seien Medikamente, medizinische Ausrüstungen und Genera­toren in das Gebiet geliefert worden.

Insgesamt seien seit dem Beginn der russischen Invasion im Februar mehr als 2.000 Tonnen an medizin­ischen Gütern in die Ukraine geliefert worden. Stand November seien darunter 400 Generatoren gewesen, um die weite Landesteile betreffenden Stromausfälle in Krankenhäusern zu überbrücken.

dpa/afp

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