Politik

Hygienevorschriften im Krankenhaus: Plusminus kritisiert Regelungschaos

  • Dienstag, 24. Januar 2017
Uploaded: 15.01.2015 19:03:21 by mis

Berlin/Köln – Das ARD-Magazin Plusminus und die Rechercheplattform Correctiv haben eine interaktive Karte aus dem Internet entfernt, auf der Kliniken verzeichnet waren, die angeblich Hygienevorschriften nicht erfüllten. Laut der Plusminus- und Correctiv-Re­cher­che erfüllte im Jahr 2014 jede vierte Klinik in Deutschland die Hygienevorschriften des Robert Koch-Instituts nicht und beschäftigte zu diesem Zeitpunkt zu wenig Hygieneper­sonal. Basis der Auswertung waren die jährlichen Krankenhausqualitätsberichte und Da­ten des Landesverbands Nordwest der Betriebskrankenkassen (BKK). Die Deutsche Kran­kenhausgesellschaft (DKG) und verschiedene Kliniken hatten Plusminus und Cor­rec­tiv vorgeworfen, mit fehlerhaften oder veralteten Daten zu arbeiten.

Nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2009 muss jede Klinik mit mehr als 400 Betten jeweils mindestens einen Krankenhaushygieniker, eine Hygiene­fach­kraft, einen hygienebeauftragten Arzt und eine hygienebeauftragte Pflegekraft be­schäftigen. Bei Kliniken mit weniger als 400 Betten ist kein Krankenhaushygieniker vor­ge­schrieben.

„Die DKG begrüßt, dass Plusminus und Correctiv die Konsequenz gezogen und die Kar­te aus dem Netz entfernt haben“, hieß es jetzt aus der DKG. Die falsche Darstellung ha­be Patienten verunsichert und Krankenhäuser verunglimpft. „Plusminus muss sich fragen lassen, ob eine ausreichende Überprüfung der Rechercheergebnisse statt­gefun­den hat. Dies gilt auch für den BKK-Landesverband Ost, der die Daten geliefert hatte und im Be­richt aufgrund der falschen und veralteten Daten ebenfalls Beschuldigungen gegen Kran­kenhäuser erhoben hatte“, erklärte der DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum. Er forderte, nun den gesamten Beitrag zu bearbeiten und es nicht dabei zu belassen, die umstrittene Karte zurückzuziehen.

Plusminus sieht den Fehler aber nicht in einer fehlerhaften Recherche, sondern in einem intransparenten Regelungssystem, dass letztlich verhindere, dass Patienten Klarheit da­rü­ber gewännen, wie es um die Hygiene in Kliniken bestellt sei. „Diese Karte fußte auf den Zahlen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für 2014, die flächen­deck­end abbilden sollen, wie es um die Hygiene in deutschen Krankenhäusern steht“, schreibt Plusminus.

Nach der Veröffentlichung habe es mehrere „Hinweise auf Widersprüchlichkeiten mit Blick auf die Zahlen des G-BA“ gegeben. Außerdem sei es aufgrund von unterschiedli­chen Landesverordnungen in einigen Bundesländern zu Missverständnissen in der Aus­wertung der Daten gekommen. Der Patient habe aber ein Anrecht darauf, sich in puncto Krankenhaushygiene ein Urteil auf einer verlässlichen, einheitlichen Datengrundlage bil­den zu können. „Dafür haben die Verantwortlichen leider bislang noch nicht gesorgt“, schreibt Plusminus.

Die für Qualitätssicherung im G-BA zuständige Unparteiische, Regina Klakow-Franck, be­tont auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes, dass die Verantwortlichkeiten für die Vollständigkeit und Korrektheit der Daten klar geregelt seien und jedes Krankenhaus die Möglichkeit habe, beispielsweise bei technischen Übermittlungsproblemen Daten nach­zu­liefern und zu korrigieren. Richtig sei jedoch, dass unterschiedliche Ländervorgaben zum Hygienepersonal die Interpretation der in den Qualitätsberichten erfassten Zahlen erschwerten.

„Seit dem Berichtsjahr 2012 sind die Krankenhäuser verpflichtet, Angaben zum vorhan­de­nen Hygienepersonal zu machen. Ziel ist eine Vergleichbarkeit der Informationen auf Bundesebene“, heißt es in einer Stellungnahme. Bei den Bezeichnungen des Fach­per­so­nals orientieren sich die Qualitätsberichte an den Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) sowie an den Krankenhaus­hy­gieneverordnungen auf Landesebene. Allerdings limitiere dies gleichzeitig die Vergleich­barkeit, da nicht alle Berufe in den länderspezifischen Verordnungen gefordert oder em­pfohlen würden, hieß es aus dem G-BA.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung