Rahmenbedingungen für die Händehygiene verbessern

Berlin/Frankfurt/Köln – Anlässlich des Internationalen Tages der Händehygiene haben Gesundheitsexperten die hohe Bedeutung von Hygienemaßnahmen für das Gesundheitssystem unterstrichen. Das Bundesministerium für Gesundheit geht davon aus, dass in Deutschland jährlich etwa 400.000 bis 600.000 Patienten an Infektionen erkranken, die im Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme stehen. Bis zu 15.000 Menschen würden sogar daran sterben, obwohl 20 bis 30 Prozent der Infektionen durch die Einhaltung von adäquaten Hygienemaßnahmen zu verhindern wären.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) forderte in diesem Zusammenhang einen besseren Personalschlüssel in der Pflege. „Der wichtigste und kritischste Übertragungsweg von Erregern sind im Gesundheitswesen die Hände der Beschäftigten. Eine gute Händehygiene schützt und muss daher hohen Stellenwert erhalten“, forderte DBfK-Sprecherin Johanna Knüppel.
Um Patientensicherheit und Versorgungsqualität zu verbessern, müsse die Pflegepersonalbemessung endlich dem tatsächlichen Pflegebedarf der Patienten angepasst werden. Die Anwendung von Desinfektionsmitteln allein reiche für eine zuverlässige Händehygiene nicht aus, das Mittel muss laut Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes (RKI) 30 Sekunden einziehen. Diese Zeit würde den Pflegenden allerdings kaum zur Verfügung gestellt, kritisierte der DBfK.
Thema noch nicht überall angekommen
Eine Umfrage der Techniker-Krankenkasse Hessen bestätigt diese Befürchtung. Demnach sind zwar 93 der landesweit 167 Kliniken bei der „Aktion Saubere Hände“ des Aktionsbündnisses Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) angemeldet. Doch nur 34 Kliniken haben einen Nachweis erbracht, dass das Projekt tatsächlich in ihrem Haus umgesetzt und gelebt wird. „Obwohl die Effektivität der konsequenten Händedesinfektion eindeutig erwiesen ist, ist die Maßnahme leider noch nicht umfänglich in der Praxis angekommen", kritisierte Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung Hessen. Sie appelliert dafür, die Prüfung auf multiresistente Keime bei Risikopatienten gesetzlich zu verankern. „So können Erreger frühzeitig eliminiert oder die Patienten sachgerecht isoliert werden", erklärt Voß.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) setzt noch früher an und plädiert generell für mehr Händehygiene im Alltag: „Regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife kann die Verbreitung krankmachender Keime verringern“, unterstreicht BzgA-Leiterin Heidrun Thaiss. So könne jeder einen wertvollen Beitrag zum Schutz vor ansteckenden Krankheiten leisten.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat zum Handhygienetag das Angebot für Arztpraxen erweitert. Neben vorhandenen Offerten wie „Mein PraxisCheck Hygiene“ sowie Musterdokumenten zum Infektionsschutz gibt es nun ein Video, das Maßnahmen der Händehygiene erläutert. Der vierminütige Film von KV-on zeigt, worauf Ärzte und das Praxispersonal bei der Händehygiene achten sollten und wie sie Fehler vermeiden können. Das Spektrum der Maßnahmen reicht vom richtigen Umgang mit Handschuhen über das sorgsame Waschen bis hin zur gewissenhaften Hautpflege.
Erst im Februar hatte KBV auf einer Themenseite im Internet Musterdokumente, unter anderem für einen Reinigungs- und Desinfektionsplan, zusammengefasstt. Dort steht auch der „Mein PraxisCheck Hygiene“ bereit. Mit dem kostenfreien Onlinetest können Ärzte und die Praxismitarbeiter in wenigen Minuten überprüfen, wie gut ihr Hygienemanagement ist.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft jährlich am 5. Mai zu dem Aktionstag auf. Dieses Jahr liegt der Fokus auf dem Kampf gegen Antibiotikaresistenzen. In Deutschland wird der Tag zur Händehygiene von der „Aktion Saubere Hände“ organisiert. Sie wurde 2008, mit Unterstützung des Bundesgesundheitsministeriums, vom Nationalen Referenzzentrum für Surveillance nosokomialer Infektionen, dem Aktionsbündnis Patientensicherheit sowie von der Gesellschaft für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen ins Leben gerufen.
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